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Im Glanz der Schönheit

Es gibt Dinge, die sind so schön, dass ihre Schönheit den ganzen Raum erfüllt. Solche Dinge platziert man an einer besonderen Stelle, an der sie ihre volle Wirkung entfalten. Mehr noch, man richtet alles darum herum so an, dass die Blicke unweigerlich dorthin führen. Ich will, dass man dorthin schaut, weil ich stolz darauf bin.

Wenn man etwas glänzen lässt, dann lenkt man die Aufmerksamkeit gezielt darauf.

Blender tun genau das Gegenteil. Blender lenken die Aufmerksamkeit gezielt ab, weil sie dem Ding nicht trauen. Weil sie glauben, dass das Ding an sich nicht schön genug ist. Deshalb drehen sie das Licht so stark auf, dass es blendet. Wer geblendet ist, kann gerade nicht genau hinschauen. So kann man den (vermeintlichen) Makel auch nicht sehen. Blender verhindern den genauen Blick auf etwas und hoffen, dass er nicht eingefordert wird.

Erstaunlich oft setzen Menschen auf das Blenden statt das Glänzen. Manchmal trauen sie ihrer Erfindung einfach nicht. Doch oft geben sie sich auch mit Makeln zufrieden und investieren dann über die Maßen viel in die Präsentation, suchen einen Wow-Effekt, um die Kunden trotzdem zu begeistern, statt den Makel zu beheben und die Kunden zu überzeugen.

Die Show, die Präsentation wird erheblich billiger, wenn man auf das Glänzen setzt, den Aha-Effekt. Es wird einfacher, wenn man ein großartiges Produkt hat, dass man glänzen lassen kann, dessen Geschichte man erzählen kann, dessen Schönheit den Raum erfüllt. Das Paradoxe jedoch ist: Obwohl es eigentlich nicht nötig ist, investiert man jetzt noch viel mehr in die Präsentation. Gerne. Aus Stolz. Aus Überzeugung. Aus dem Vertrauen heraus, dass die Investition zigfach zurück kommt, weil aus dem „Ah“ auch ein „Aha“ wird.

Gute Kommunikation lässt großartige Dinge glänzen. Sie blendet nicht, sondern macht Schönheit offensichtlich. Das lohnt sich.

Der Wow-Effekt

Über den Wow-Effekt bei Präsentationen machen sich nur diejenigen Gedanken, die keinen Aha-Effekt haben. Das war schon zu Zeiten von Cliparts so, dann bei Animationen, jetzt Prezi und wird bei jedem neuen Präsentationstrend wieder so sein.

Damit mag man vielleicht manchen im Publikum begeistern. Aber Begeisterung ist zweitrangig. Überzeugen ist erstrangig. Christian Lindholm, Chief Innovation Officer bei der Designfirma Fjord, im Gespräch mit Om Malik:

Most companies (including web startups), he said, are looking to “wow” with their products, when in reality what they should be looking for is an “‘of course’ reaction from their users.”

Wichtig ist allein, dass Sie Ihr Publikum von Ihrer Idee überzeugen. Welche Effekte Sie dafür verwenden, hängt einzig davon ab, ob die Ihnen dabei helfen. Im besten Fall sorgt dann der Aha-Effekt für einen ganz anderen Wow-Effekt: »Was für eine clevere Lösung. Wow.«

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Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Auf der größten Party der Welt putzt man sich fein heraus. Nicht kleckern, sondern klotzen, ist dort angesagt. Die CES ist die größte Party der Konsumelektronik-Welt, die jedes Jahr Anfang Januar in der Show-Stadt Las Vegas stattfindet.

Einer der größten Partylöwen ist dort Samsung. Natürlich haben auch sie sich mit ihrer Pressekonferenz ganz schön herausgeputzt für diese CES-Party. Hier ist ein kleiner Ausschnitt der Präsentation:

Sieht gar nicht schlecht aus, oder? Aber lange erträgt man es nicht (hier die gesamte Präsentation). Denn was hier glänzt, ist noch lange kein Gold. Aber woran liegt es, dass der erste Eindruck so weit vom zweiten entfernt ist?

Wo soll ich hinschauen?

Ständig ist irgendetwas in Bewegung. Auf der Leinwand funkelt und blinkt es. Ein Bild jagt das andere, alles ist animiert.

Das sieht zwar schicker aus als die übliche PowerPoint-Präsentation, ist aber auf Dauer auch nicht besser als die hereinfliegenden Bullet Points, die wir eigentlich schon vor zehn Jahren hinter uns gelassen hatten. Auf der Leinwand passiert so viel, dass man bisweilen gar nicht recht weiß, wo man hinsehen soll. In diesem Ausschnitt etwa gibt es vier Bereiche, die um die Aufmerksamkeit des Auges buhlen: den Redner, das Produkt mit animierten Bildschirm, die Überschrift und die Bullet Points.

Beispiel aus Samsung CES-Pressekonferenz

Was soll ich mir merken?

Jede ordentliche Präsentation braucht einen Küchenzuruf, den man sich merken kann. Aber wie bringt man Fernseher, Smartphones, Kühlschränke und Laptops unter einen Hut. Samsungs Antwort: Mit einer Phrase, die jede Firma aus jeder Branche zu jeder Zeit über jedes Produkt sagen würde: „Pushing Boundaries“ (dt: „Grenzen verschieben“). Geht es allgemeiner?

Samsungs CES-Motto: Pushing Boundaries

Wie unwohl Samsung sich selbst damit fühlt, erkennt man daran, dass in den einzelnen Abschnitten der Präsentation weitere Merksätze verwendet werden:

Samsung möchte das Leben der Konsumenten einfacher, smarter und angenehmer machen. Geht es allgemeiner?

Samsung „Zukunft der Komsumelektronik“

Samsungs Fernseher verschieben Grenzen durch „Smart Interaction“, „Smart Content“ und „Smart Evolution“. Geht es allgemeiner?

Samsung „Zukunft des Fernsehers“

Erreicht wird das durch die drei Bausteine „Inhalte“, „Dienste“ und „Verbindungen“, die die Zukunft der Konsumelektronik prägen. Geht es allgemeiner?

Samsungs Bausteine für den Fernseher der Zukunft

Was soll ich mir hier eigentlich merken? Auf drei verschiedene Weisen wird hier die „Zukunft der Konsumelektronik“ definiert. Einprägsam ist das nicht.

Ein Funkeln macht noch keinen Diamanten

Vielleicht ist das ja auch der Grund für die allzu opulente visuelle Gestaltung der Präsentation. Die sieht gut aus, keine Frage. Die visuelle Umsetzung des Mottos „Pushing Boundaries“ als Weltraum-Erkundung ist ok. Aber einprägsam ist das alles nicht. Weil es abstrakt (letztlich auch abgedroschen) bleibt, habe ich keinen Bezug zum Motto „Pushing Boundaries“. Und weil die Präsentation viel zu schnell daher kommt und ständig alles in Bewegung ist, habe ich auch keine Zeit, über die Bedeutung nachzudenken.

Für einen echten Party-Star braucht es doch mehr als nur schicke Klamotten.

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Regel Nr. 1: Du sollst etwas zu sagen haben.

Du hast etwas zu sagen, wenn du aus einer Idee Wirklichkeit hast werden lassen. Anders ausgedrückt: Solange du nur träumst, dann kannst du den Traum noch so schick präsentieren, alles was es über dich sagt, ist, dass du ein Träumer bist. So wie Nokia mit diesem Video:

Das Video hat das Nokia Research Center anlässlich seines 25jährigen Bestehens produziert:

Launched to coincide with the 25th Anniversary of Nokia Research Center, the Nokia GEM concept phone is the ultimate customizable device. Taking it’s name from a polished precious stone, GEM can be admired from many sides. See the video to see how this concept could be used.

Also: Das Video soll die Kompetenz des Nokia Research Centers belegen, indem es seine visionäre Kraft anhand des „ultimativ konfigurierbaren Geräts“ zeigt.

Was es tatsächlich zeigt: nichts, nur Träumerei. Übrigens findet sich auf der ganzen Webseite keine weitere Information, außer einem Blogeintrag. Das Nokia Research Center demonstriert seine Kompetenz, indem es eine Design-Agentur bezahlt (nehme ich an), ein Video mit ein paar (mehr oder weniger handfesten) Zukunftsvisionen zu produzieren.

Das gilt natürlich auch für Präsentationen. Erzählen Sie Ihrem Publikum keinen vom (noch so schicken) Pferd, sondern zeigen Sie, was Sie wirklich haben. Und das tun Sie dann so gut wie möglich. Ich sage es mal frei nach Dieter Nuhr: „Wenn man nichts zu sagen hat, einfach mal die Klappe halten.“ Erst mal machen und dann umso überzeugender darüber reden.

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Der rote Faden

Ein Unternehmensgründer, der eine Präsentation für mögliche Investoren vorbereitete, fragte mich neulich, ob er Fotos oder Geschichten überhaupt verwenden solle, oder ob diese „abgebrühten Investoren“ diesen Trick nicht sofort durchschauen.

Natürlich hat er recht mit seinem Verdacht… wenn diese Mittel nur als Trick eingesetzt werden, dann schaden sie sogar mehr als sie nützen. Fotos, die einfach nur nett aussehen sollen, Geschichten, die einfach nur übergestülpt sind, aber nicht wirklich Ihre Geschichten sind, nützen Ihnen gar nichts. Wer täglich viele, viele Vorträge hört, lässt sich nicht einfach blenden von Folien wie diesen:

Folie Folie Folie

Aber was soll man denn dann tun? Heißt es nicht immer, man soll Folien visuell gestalten und den Vortrag durch Geschichten einprägsamer machen. Na klar, aber authentisch muss es sein und es muss erstens zu Ihnen und zweitens zu den Zuhörern passen. Erzählen Sie also erstens nicht irgendeine Story, sondern Ihre Story, und zwar mit der gleichen Begeisterung, mit der Sie auch Ihren Freunden davon erzählen. Und vergessen Sie zweitens nicht, wem Sie die Story erzählen. Investoren wollen die Fakten hören; Fakten sind für sie Teil der Story.

Wie passt das jetzt zusammen? Ihre Story sollte einen stimmigen roten Faden spinnen, der Ihre Idee mit den Zahlen verbindet; denken Sie weder in einzelnen Fakten (typisch PowerPoint) noch in einzelnen Anekdötchen (typisch Werbung), sondern überlegen Sie, wie sich all die Einzelheiten zu einem Gesamtbild fügen. Und daraus machen Sie Ihre Story.

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Dr. Michael Gerharz

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