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Ich sehe was, was du nicht siehst

Überzeugend Präsentieren: Ich sehe was, was du nicht siehstNachmittags, halb drei in Deutschland. Es ist hochsommerlich heiß, die Spaghetti Carbonara liegen noch recht schwer im Magen und die Luft scheint still zu stehen. Denkbar schlechte Voraussetzungen, um aufmerksam zu bleiben. Das scheint auch die Vortragende zu bemerken. Gnädig zieht sie alle Jalousien herunter und knippst das Licht aus. Ihre Stimme aus dem Off lullt mich irgendwie ein, während sie ihre Folien durchklickt. Ich meine, aus den Tiefen des Raums leise Schnarchgeräusche zu hören.

Klappe zu, Zuhörer eingeschlafen

Ich kann Ihnen beileibe nicht mehr sagen, was die Kernaussage dieser Präsentation war oder mich gar an die Rednerin erinnern. Wie auch? Ich musste nicht nur gegen akute Schläfrigkeit ankämpfen, ich habe statt Rednerin auch nur eine Schattengestalt sehen können. Und jemanden, den ich nicht sehen kann, finde ich weder spannend noch überzeugend.

In seinem Buch “The naked presenter” warnt Präsentationsexperte Garr Reynolds eindringlich davor, sich im Dunkeln zu verstecken: “For you to make a connection with an audience, they need to be able to see you. Naked means never hiding in the dark. When the audience can actually see your eye movement and read your facial expressions, they will better understand your message. While it may be tempting to turn the lights off to make the slides look better, maintaining light on the presenter must be the priority.”

Ab ins Rampenlicht

Mit moderner Projektionstechnologie sollte natürliches oder künstliches Licht im Vortragsraum normalerweise kein Problem mehr für die Sichtbarkeit der Folien sein. Wenn es aber zum Beispiel aufgrund der speziellen Gegebenheiten im Raum dennoch notwendig ist abzudunkeln, machen Sie einen Kompromiss und dimmen Sie nur teilweise ab oder kümmern Sie sich darum, dass ein Scheinwerfer auf Sie gerichtet wird. Verschwinden Sie aber nie im Dunkeln.

Wenn Sie etwas wichtiges zu sagen haben, müssen Sie der Star Ihrer Präsentation sein. Nicht Ihre Folien oder ein anderes Hilfsmittel. Nur Sie. Denn wenn Ihre Folien Ihnen die Show stehlen, können Sie auch einen talentierten Affen an das Rednerpult stellen. Oder Ihrem Publikum ein kleines Nickerchen gönnen.

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Eine Klappe, zu viele Fliegen

Sie versteh‘n nur Bahnhof? Das wird als Handout nicht besser …

Vor einigen Wochen durfte ich an einem internationalen Expertentreffen zum Thema Klimawandel teilnehmen. Wichtige Menschen redeten über wichtige und interessante Themen. Leider verpasste ich eine der Diskussionen und fragte beim Veranstalter an, ob er mir die dokumentierten Ergebnisse der Diskussion zugänglich machen könne. Kein Problem, alle Präsentationen seien schon auf der Webseite verfügbar. Das Ergebnis: Ohne erklärende Worte habe ich die Präsentationen nicht verstanden und Spaß hat es auch nicht gemacht, mich durch hunderte Folien zu klicken.

Schon mal eine Präsentation gelesen?

Schon oft habe ich beobachtet, dass Veranstalter von Konferenzen es für eine kluge Idee halten, die gehaltenen Präsentationen später als Dokumentation der Inhalte zu nutzen. Dabei frage ich mich jedesmal: Was soll das eigentlich? Ist denn noch niemandem aufgefallen, dass kein Mensch Lust hat, eine Präsentation tatsächlich zu „lesen” und zu raten, was wohl die erklärenden Worte gewesen sein könnten?

Wenn ich Folien hingegen problemlos wie ein Textdokument lesen kann, ist beim Vortrag selbst sowieso etwas gründlich schiefgegangen. Denn dann hat sich der Vortragende durch seine eigenen Folien überflüssig gemacht. Er hätte genauso gut hinten im Raum sitzen können und die Präsentation kommentarlos durchlaufen lassen können. Steht ja alles drauf, was wichtig ist.

Zwei sind eine zuviel

Der Versuch mit Powerpoint und Co. sowohl eine perfekte Präsentation als auch ein perfektes Handout gestalten zu wollen, kann nur nach hinten losgehen. Folien sind dafür gedacht, einen mündlichen Vortrag visuell zu unterstützen, genauso wie ein Textverarbeitungsprogramm dafür gemacht ist, einen Fließtext darzustellen. Der Versuch, mit Folien zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, schadet entweder der Präsentation oder der Dokumentation – meistens sogar beidem.

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Indiana PowerPoint

Dies ist ein Ausschnitt aus einem Indiana-Jones-Film:

Szene aus einem Indiana-Jones-Film

Der Archäologe muss in seinen Filmen allerlei actionreiche Abenteuer überwinden, um die bösen Mächte daran zu hindern, mithilfe mystischer archäologischer Funde die Weltherrschaft an sich zu reißen. Action und Spannung ist dabei meist von der ersten bis zur letzten Minute garantiert.

Wie sähe wohl ein Indiana-Jones-Film als PowerPoint-Präsentation aus?

Na klar: Erst einmal Firmen-Logo, Autor und Datum auf die Folien schreiben, damit das auch niemand während des Vortrags vergisst:

Indiana-Jones-Szene mit Statuszeile

Natürlich muss die Folie an das Corporate-Design angepasst werden. Schließlich hat es viel Geld gekostet und die zahlreichen Deko-Elemente sorgen für hohen Wiedererkennungswert, damit der Vortrag auch in Erinnerung bleibt.

Indiana-Jones-Szene mit Corporate Design

Damit die Kernpunkte der Szene sich beim Publikum einprägen, müssen sie auf der Folie stehen. Selbstverständlich werden die wichtigsten Schlagworte hervorgehoben, damit das Publikum diese auch auf Anhieb erkennt. So wird alles viel verständlicher, die Folie kann unverändert als Handout verwendet werden und man vergisst beim Vortrag nichts Wichtiges:

Indiana-Jones-Szene mit viel Text

Ach ja, besser noch die Fotos durch Cliparts ersetzen, damit’s ein bisschen lustiger aussieht:

Indiana-Jones-Szene mit Cliparts

Und Sie sagen mir jetzt nicht, dass der Vortrag so langweilig hätte sein müssen. Und doch ist es leider immer noch die Regel: Viel zu viel Text, unkonkret, keine klare Aussage, und Spannung? Fehlanzeige! Am Thema liegt’s hier sicher nicht.

Denken Sie daran, wenn Sie sich das nächste Mal verteidigen, Ihr Thema sei nun mal nicht spannend.

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World’s Best Presentation Contest 2010

Auf slideshare wurden am Wochenende die Gewinner des diesjährigen World’s Best Presentation Contest bekannt gegeben. In diesem Jahr kann man zwei Trends beobachten.

Das gestalterische Niveau zumindest der Top-Beiträge nimmt zu und ist mittlerweile auf einem hohen Level angekommen. Besonders auffällig ist, dass viele Präsentationen sich prägnanter Schriftarten und Farbschemata bedienen. Das alles dürfte nich zuletzt auch der Verdienst von zahlreichen hervorragenden Büchern und Blogs zu dem Thema sein, allen voran sicher Garr Reynolds und Nancy Duarte.

Zweitens haben die meisten Siegerbeiträge einen deutlich sensationalistischen Anstrich. Sie versuchen mehr zu beeindrucken als zu überzeugen. Das äußert sich bei den meisten Präsentationen in einer wahren Flut von Zahlen und Fakten, meist in astronomischen Größenordnungen. Also die Sorte an Fakten, bei denen man denkt: „Krass, so viel“, ohne sich dabei wirklich vorstellen zu können, was diese Zahlen tatsächlich bedeuten. Vielleicht sehen wir aber auch in diesem Bereich dank Büchern wie Nancy Duartes resonate im nächsten Jahr genau so große Fortschritte wie im gestalterischen Bereich.

Gewonnen hat übrigens diese Präsentation über das Rauchen:

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Das Für und Wider von Prezi

Prezi-LogoPrezi ist ein Präsentationsprogramm, das zur Visualisierung einen grundlegend anderen Ansatz als PowerPoint verfolgt. Anstatt eine Reihe von Folien zu erstellen, die sequentiell, also Folie für Folie, abgespielt werden, werden bei Prezi sämtiche Inhalte auf einer prinzipiell unbegrenzten Fläche angeordnet. Wie mit einer Kamera kann man dann die Inhalte „abfahren“ sowie herein- und herauszoomen.

Das Programm genießt einen ziemlichen Hype und daher verwundert es nicht, dass immer mehr Prezi-Präsentationen aus dem Boden sprießen. Leider warte ich bis heute auf ein wirklich überzeugendes Beispiel. In vielen Fällen leiden die Präsentationen gar unter dem ständigen hin- und hergezoome.

Warum man mit Prezi nicht besser präsentiert

Das wichtigste vorweg: Prezi ist ein Werkzeug wie auch PowerPoint, und zwar mit dem Zweck, Ihre Präsentationen visuell zu unterstützen. Keines der beiden Programme zeigt Ihnen, wie Sie eine spannende Präsentation erstellen, die auf den Punkt kommt, Inhalte verständlich erklärt und einen sinnvollen roten Faden hat. Sie sind wie die Sägen für den Schreiner, das eine die Stichsäge, das andere die Kreissäge – beide wichtig, aber keine baut einen Schrank.

Wer also glaubt, er baue eine überzeugende Präsentation, indem er einfach ein anderes Tool verwendet, das zufällig ein paar schicke Zoom-Effekte an Bord hat, der ist auf dem Irrweg. Und genau das ist das Problem bei all den Prezi-Präsentationen, die mir so über den Weg laufen.

Die allermeisten davon haben sich vom „Zoom-Effekt“ locken lassen, sind aber letztlich doch nichts anderes als Sequenzen von Bildern und Fakten. Zwar sind sie nicht mit PowerPoint in eine Folge von Folien gebracht, sondern auf einer Fläche mehr oder weniger sinnvoll verteilt worden. Allerdings wird dann doch sequentiell Bild für Bild und Fakt für Fakt herumgezoomt. Wenn die Story bei PowerPoint nicht stimmte, stimmt sie dann bei Prezi aber immer noch nicht. Um im Bild zu bleiben: wenn die Maße nicht stimmen, wird der Schrank nicht dadurch gerade, dass Sie die Säge wechseln.

Warum man mit Prezi schlechter präsentiert

Das führt dazu, dass ich mir in Prezi-Präsentation oft vorkomme wie in einer übermäßig animierten PowerPoint-Präsentation, auch nicht besser als drehende, zappelnde und zischende Überblendeffekte, die wir bei PowerPoint eigentlich schon weitgehend hinter uns gelassen haben.

Dabei ist sich die Wissenschaft hier schon lange einig. Alles, was reine Dekoration ist und nichts zum Verständnis beiträgt, ist im Zweifel eher schädlich für das Verständnis der Zuhörer; Ausnahme: die Animation trägt zum Verständnis bei und ist gerade nicht bloße Dekoration.1 Daraus folgt: wer Prezi nur deswegen benutzt, weil er es „irgendwie schicker“ findet als PowerPoint, der schadet seiner Präsentation möglicherweise mehr als er ihr nutzt.

Wann man mit Prezi besser präsentiert

Wer allerdings genau gelesen hat, der weiß jetzt auch, wann Prezi nicht nur eine Alternative, sonder wohl sogar die bessere Wahl ist; dann nämlich, wenn die Zoom-Animationen einen inhärenten Bezug zum präsentierten Inhalt haben, z.B.

  • bei einer Maschine, bei der die Zuhörer zunächst das grobe Funktionsprinzip verstehen sollten, bevor man detailliert die einzelnen Baugruppen analysiert.
  • bei einem Zeitstrahl, entlang dessen man wichtige Ereignisse bespricht.
  • in einem Beziehungsgeflecht, das man zunächst als Ganzes beschreibt, bevor man in die einzelnen Elemente eintaucht.
  • ganz allgemein da, wo es ein zusammenhängendes Big Picture gibt, in das man hineintauchen kann, um Details zu erforschen.

Umgekehrt sollten Sie sich aber auch nichts vormachen: das meiste davon bekommen Sie genau so gut in PowerPoint hin, solange eben die Story stimmt.

Möglicherweise gibt es noch einen weiteren Nutzen für Prezi. Es zwingt Sie nämlich dazu, Ihre Gedanken anders zu sortieren als PowerPoint. Sie können erst einmal alle Ihre Gedanken und Inhalte auf die Fläche schreiben und anschließend sortieren und sinnvoll strukturieren. Das ist sicher um einiges flexibler als die Folienstruktur von PowerPoint. Ob das allerdings einer analogen Vorbereitung überlegen ist, wage ich gleich mal zu bezweifeln.

Falls Sie Beispiele für überzeugende Prezi-Präsentationen kennen, freue ich mich über einen Hinweis in den Kommentaren.

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1Nachzulesen u.a. in Andrew Abelas empfehlenswerten Buch Advanced Presentations by Design

 

Visual Lessig: PowerPoint-Feuerwerk dank durchdachter Story

Lawrence Lessig bei einem seiner Vorträge

Vor einigen Jahren machte Lawrence Lessig, amerikanischer Jurist und Bürgerrechtler, mit seiner ganz eigenen, furiosen Art der Präsentation auf sich selbst und seine Themen aufmerksam.

Die Vorträge des Jura-Professors bestachen einerseits durch eine perfekt durchchoreographierte Story, in der er sorgfältig seine Argumente aufbaute, um zu seiner zwingenden Schlussfolgerung zu kommen. Verblüffend war dabei andererseits, wie er das Medium PowerPoint einsetzte. Mit einigen hundert Folien pro Vortrag, jeweils mit nur einem oder wenigen Wörtern, zog er die Aufmerksamkeit der Zuhörer in seinen Bann. Was mit normalen Folien in einer hoffnungslosen Überforderung der Zuhörer enden würde, wird auf diese minimalistische Weise im Zusammenspiel mit seinem perfekt strukturierten roten Faden und seiner ruhigen Art zu einer faszinierenden Art des Vortrags.

In der Zwischenzeit wurde sein Stil vielfach kopiert und weiterentwickelt. Interessant fand ich den Vortrag von Grant Blakeman auf der TEDx-Veranstatlung in Boulder.

In nur drei Minuten bringt er seine Botschaft mit Lessigs Stil auf den Punkt. Die Zutaten:

1. Eine klare Botschaft

„Make use of your negative space“ – auf deutsch: nutzen Sie Ihre Auszeiten am Tag. Wer ständig in Action ist, von einem Projekt zum anderen hetzt, dabei viel zu oft auf allen möglichen Kommunikationsmedien unterbrochen wird und auch bei der „Ablenkung“ umgeben ist von einer schier unendlichen Flut von Medien, der braucht bewusst Auszeiten, um das alles verarbeiten und sinnvoll entscheiden zu können.

Blakeman nennt diese Auszeiten negative space; in Anlehnung an die Bedeutung dieses Begriffs in der Designwelt. Dort bezeichnet „negative space“ den – bewusst – nicht gestalteten Raum auf einer Fläche, durch den die eigentlich gestaltete Fläche erst ihre Bedeutung bekommt. Besonders interessant wird dieser „negative space“, wenn er selbst auch Bedeutung trägt, etwa indem er selbst eine gestaltete Form annimmt.

2. Eine gute Story

Grant Blakeman bei seinem Vortrag auf der TEDx in Boulder

Anstatt mit einer Moralpredigt an das Gewissen seiner Zuhörer zu appellieren, entscheidet Blakeman sich dafür, eine Geschichte zu erzählen, die seine Botschaft optimal auf den Punkt bringt: nämlich die Geschichte eines typischen Tagsablaufs in seinem Job. Denn der ist geprägt von Ablenkungen und unzähligen Entscheidungen, die überwiegend unter viel zu vielen Entscheidungsmöglichkeiten getroffen werden wollen.

Und weil dieser Tagesablauf gar nicht so weit entfernt von dem ist, wie der Tag bei vielen seiner Zuhörer ablaufen dürfte, funktioniert diese Story so gut. Anstatt seine Argumente umständlich zu erklären, verstehen seine Zuhörer Blakemans Argumente intuitiv, weil sie sich in seinen Tagesablauf hineinversetzen können und ihn übersetzen können in ihren eigenen Tagesablauf. Show don’t tell nennt man das.

3. Passende Visualisierungen

Für seine Folien wählt Blakeman den Folienstil von Lawrence Lessig – allerdings nicht mit Wörtern, sondern mit Symbolen auf den Folien. Sie liefern genau den Kontext, den man braucht, um den Tagesablauf noch plastischer werden zu lassen, und – vor allem – um die Überflutung mit Entscheidungsmöglichkeiten transparent zu machen. Und wie bei Lessig, funktioniert das nur deswegen so gut, weil man dank des durchdachten roten Fadens ebendiesen nicht zu verlieren droht.

Zwei der vielen Folien aus Blakemans Vortrag

[via @ueberallbuero]

Links zu dem Artikel
Ein ganz anderer, ebenso empfehlenswerter Vortrag zum gleichen Thema: The Paradox of Choice von Barry Schwartz
Zeit für Inspirationen
Ein kleiner Zeichenkurs – Teil 1
Bobby McFerrin und die perfekte Visualisierung

Anke Tröder: The Writing on the Wall

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Was vor 15 Jahren die Cliparts waren, sind heute die Stock-Fotografien. Halbwegs professionelle Fotos aus günstigen Foto-Datenbanken überschwemmen Präsentationsfolien mit manchmal witzigen, oft skurrilen Motiven, immer wieder von Menschen in Businessanzügen, die sich die Hände schütteln. Das nervt genauso wie die Cliparts vor 15 Jahren.

Dass es auch ganz anders geht, mit Bildern, die etwas zu sagen haben und Ihre Handschrift tragen, weil es nämlich Ihre eigenen Bilder sind, beschreibt Anke Tröder im folgenden Gastbeitrag am Beispiel Streetart.

Anke Tröder ist seit rund 20 Jahren Trainerin für Kommunikationsseminare und seit 1992 Lehrkraft für besondere Aufgaben an der HAWK Hildesheim/Holzminden/Göttingen. Dort lehrt sie am Institut für interdisziplinäre Wissenschaften (IIW) Präsentation und Rhetorik auf Deutsch und Englisch. Sie unterstützt die Gründerinitiative der HAWK durch Vorbereitung auf interne und externe Wettbewerbe. Ihre Gedanken zum Thema Präsentieren veröffentlicht sie in ihrem Blog teachandtrain.de.
The writing on the wall von Anke Tröder

Mit eigenen Fotos und Streetartfolien Präsentationen entglätten und gegen den Strich bürsten.

Wir wissen inzwischen alle, dass im Präsentationsland Bilder unsere Botschaften besser und schneller in Köpfe transportieren als Text auf Folien. Bilder stellen Fragen, Bilder geben Antworten. Bilder erzählen Geschichten.

Wenn es denn die richtigen Bilder sind.

Bilder für Präsentationen haben ihre eigenen Spielregeln, nicht alles ist gleich gut geeignet. Was bei einer Ausstellung im großen Rahmen wirkt, verpufft bei einer Beamerpräsentation. Das Digitale berührbar machen, darum geht es mir.

Bilder brauchen Kontext

Butterflysoulfire

Was Bilder selten tun, ist mehr als tausend Worte zu sagen. Das einfachste Foto kann zu ganz verschiedenen Interpretationen führen. Selbst diese simple Einstiegsfolie mit einem Foto des Berliner Modelabels Butterflysoulfire ins Thema Präsentieren ist nicht auf den ersten Blick klar. Worum es mir bei einem Bild geht, muss ich also erklären, damit sich mein Publikum ein Bild machen kann.

Butterflysoulfire

Thema Lamenfieber

Schmetterlinge im Bauch sind das eine, aber eine Präsentation braucht auch Herz oder Seele. Wenn die Schmetterlinge allerdings zu sehr zappeln, springt der Funke nicht über zwischen Ihnen und Ihrem Publikum. Sind Ihre Bilder zu glatt, zu schön, zu abgenutzt, zu perfekt, springt auch nichts.

Ich selber arbeite daher fast ausschließlich mit meinen eigenen Fotos. Größter Vorteil: Keine Copyrightprobleme. Mindestens eine Kamera habe ich eigentlich immer dabei, und wenn es nur das Handy ist, mit dem ich einen Schnappschuss von hundert tanzenden Papierschmetterlingen in einem Schuhgeschäft mache

Sie sind der Kontext

Natürlich ist dadurch meine Bildauswahl begrenzt. Begrenzt bedeutet aber auch überschaubar und überschaubar spart mir viel Zeit. Natürlich ist diese Auswahl auch nicht perfekt. Das perfekte Bild für einen Vortrag gibt es jedoch nicht. Sie definieren den Kontext, und im Grunde können Sie fast jedes Bild passend machen für ein beliebiges Thema.

Eigene Bilder als Gedächtnisstütze

Therapy

Natürlich ist so eine Auswahl auch sehr persönlich. Aber so arbeite und lebe ich. Ich lebe mit und für mein Thema Präsentieren, und meine Fotos sind persönliche Erinnerungen, Tage, Nächte, Assoziationen, Gedankenstützen, Tagebuch und Mutmacher.

Eigene Bilder sind ausgezeichnete Anker und Gedächtnisstützen. Ich kenne meine Bilder so gut, dass ich genau weiss, was ich mit ihnen sagen möchte.

Ich arbeite meist ohne Textskript, lediglich mit einem Ausdruck der Folienübersicht und ein paar Stichworten in der Notizenansicht von Keynote respektive PowerPoint. Daraus kann ich hinterher leicht ein Skript für die Teilnehmenden erstellen kann.

Wir haben alle ein Grundthema

Ihr Thema

Jeder von uns arbeitet im Grunde mit so einem begrenzten Themenfeld. Selbst wenn der Bereich Präsentieren schier unendlich zu sein scheint, geht es doch immer wieder um dieselben Aspekte: Lampenfieber, Körpersprache, Struktur und Aufbau, Rhetorik, Kommunikation, visuelle Didaktik, Lernpsychologie …

Diese Themen sind Schubladen in meinem Kopf. Wenn ich mit meiner treuen alten EOS 350 unterwegs bin, sind diese Schubladen immer leicht geöffnet:

Oh, schönes altes Fachwerkhaus! – Das gehört zu Struktur und Aufbau.

Leckeres Frühstücksbuffet! – Kommt in die Schublade Inhalt: Nur nicht zuviel auf einmal. Immer schön häppchenweise servieren.

Angst lebt auf der Straße. – Thema Lampenfieber die x-te.

Brauche ich ein Bild, weiß ich ziemlich genau: Da habe ich doch was. Habe ich nichts, mache ich mir ein Bild davon.

Die beiden folgenden Folien zum Aspekt Schmetterlinge im Bauch sind verknüpft mit einer Geschichte, die ich mir nicht merken muss: Sie steckt schon im Foto. Two-in-one.

Angst ist die Vorstellung von etwas.Verändern wir unsere Vorstellung, verändern wir unsere Angst.

Glatt vs. gritty

 

Typisches Stock-Foto

Was mich langweilt – und das sehe ich als eins der Hauptprobleme bei der zunehmenden Verwendung von Bildfolien – sind die glatten, immer gleichen, leicht verdaulichen Abbildungen von Menschen in Business-Anzügen, freigestellt, in istockphoto.com-Optik. Walking clichés.

Solche Fotos verleihen Ihrer Präsentation die Ästhetik (und Austauschbarkeit) eines IKEA-Katalogs. Zu nichtssagend. Zu digital. Zu tausendmal gesehen. Daran rutschen Auge und Geist gleichermaßen ab. Wenn Sie präsentieren, sollten Sie aber nicht gegen Ihre Medien arbeiten müssen.

Verboten

Wenn ich unterwegs bin, bin ich deshalb mit mindestens einem Auge immer auf der Suche nach Streetart. Nach Graffiti, nach Stickern, nach Stencils. Nach Anzeigen an einem Laternenpfosten. Nach Zeichen urbaner menschlicher Kommunikation. Nach ein wenig angerauter Wirklichkeit im digitalen Seminarraum. Ein wenig Grittiness. Sand im Getriebe. Und ja. Vieles davon ist illegale Kunst, das macht sie aber nicht schlechter.

Streetart und Copyright

Wichtig: Ganz los sind Sie das Thema Copyright auch bei Streetart nicht. Vor einiger Zeit hat ein Postkartenverlag Fotos von Graffiti veröffentlich und wurde von den Künstlern prompt verklagt. Auch illegale Kunst hat Rechte. Ich finde das übrigens sehr charmant. Nicht immer weiß man jedoch, von wem ein Wandgemälde ist. In dem Fall empfehle ich einen kleinen Zusatz, wie er für fast alle meine Bilder gilt: Gesehen in Berlin.

Für den Rahmen eines Vortrags an einer Hochschule oder in einem Meeting sind Sie einigermaßen auf der sicheren Seite. Was Sie anschließend ins Netz stellen und veröffentlichen, ist dann wiederum Ihre Sache.

Streetart, dein Freund und Helfer

Don’t tell anyone

Manchmal kommt der Text und damit die Idee gleich mit. Die nebenstehende Folie benutze ich, wenn ich erkläre, dass beim Präsentieren viele Probleme für die Zuhörenden unsichtbar bleiben, es sei denn, wir weisen vor Nervosität all zu laut und deutlich darauf hin: „Mist, da fehlt eine Folie.“ oder „Ich habe vorhin etwas Wichtiges vergessen.“

Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß, und meistens ist es nicht wichtig genug, um großen Trommelwirbel zu veranstalten. Metakommunikation hilft nur selten. Schicken Sie das Vergessene per E-Mail hinterher oder setzen Sie es ins Handout.

Postproduction

Verdammt … Text vergessen

Manchmal schreibe ich neuen Text dazu. Streetart ist nicht immer stubenrein. Dann muss man sich das Fundstück eben zurecht schneiden. Oder als Diskussionsanlass verwenden.

Im nebenstehenden Fall habe ich z.B. das Wort „Scheisse“ durch „Verdammt“ ersetzt und die Ellipse (die drei Auslassungspunkte) mit einem Leerzeichen davor versehen. Spießig vielleicht, aber auch das ist künstlerische Freiheit.

Schräge Optik hält besser

Verwende ich Präsentationsfolien mit Streetart, füge ich die Bilder meistens vollflächig ein. Streetart braucht Raum.

Angst – man zittert vor Angst …

Weil das aber schnell eine zu glatte Wohnzimmerdiashowoptik erzeugen kann, benutze ich oft einen Rahmen, den ich leicht versetzt anbringe. Mal so, mal so gekippt. Hauptsache schräg.

Sie können die Rahmenfarbe passend zum Foto wählen oder aber mit verschiedenen Farben arbeiten und so auch einen Farbcode einbauen für verschiedene Teilbereiche. Hauptsache, Ihr Publikum versteht Ihre Farblogik. So wie hier: Angst ist Adrenalin. Angst ist blutrot.

Überschriften helfen weiter

Präsentieren bedeutet, mit Menschen zu sprechen

Brauche ich eine Überschrift, setze ich sie in ein halbtransparentes Textfeld, das sich optisch zurücknimmt. Nehmen Sie keinen Font, der allzu technisch oder glatt ist. Auch keinen Graffitifont, der nur schlecht zu lesen wäre.

Ich selbst benutze gerne American Typewriter, einen Font, der gut lesbar ist und trotz oder gerade durch die Schreibmaschinenanmutung sehr manuell wirkt.

So eine Überschriftenfolie können Sie besonders gut zur Strukturierung und zur Vertiefung einsetzen: als visuelle Anapher, als Echo, um die Kernaussage auf den Punkt zu bringen. In meinem Einführungsseminar benutze ich die nebenstehende Folie fünfmal. Dieser Satz ist mein Arbeitscredo: Präsentieren bedeutet, mit Menschen zu sprechen!

Layout mit Wiedererkennungswert

Beim Einsatz von Bildfolien wird von Anfängern häufig jede Folie als Einzelfolie gestaltet, statt als Teil eines Ganzen. Das bedeutet für das Auge, dass es sich immer wieder neu zurechtfinden muss. Schwarzer Hintergrund, weißer Hintergrund, lauter Hintergrund. Das tut den Augenmuskeln weh, macht müde und senkt die Aufmerksamkeit. Wie bei einer Loseblattsammlung aus grellbunten Ansichtskarten, auch da fehlt ein verbindendes Element; das wirkt schnell unprofessionell.

Gute Slideshows hingegen haben eher Magazincharakter. Jede Seite ist anders, aber alle Seiten gehören zusammen; es gibt eine gestaltende Handschrift, ein Layout mit Wiedererkennungswert.

Streetart bringt ihren eigenen visuellen Rahmen gleich mit. Trotz unterschiedlichster Techniken und Stile passen Ihre Slides dadurch zusammen, ohne langweilig zu werden.

Ob Streetart für Ihr Publikum geeignet ist, müssen Sie selbst entscheiden. Ob Sie mit solchen Folien glaubwürdig sind, auch. Meine Kunden sind junge Menschen aus den Bereichen Gestaltung, Architektur und Soziale Arbeit. Ich schreibe und fotografiere. Das passt.

Mitnehmsel für Sie

Brauch ich den ganzen Mist wirklich

Diese letzte Folie ist seit kurzem meine Eröffnungsfolie für Pflichtseminare Präsentation. Einwandvorwegnahme klassisch und visuell.

So etwas ist Gold wert, finde ich, und weil man diese Frage bei vielen verschiedenen Anlässen stellen kann, können Sie das Orignalfoto hier in einer größeren Auflösung herunterladen, wenn Sie mögen.

Viel Erfolg und Freude damit! Wenn sich die Künstlerin dann bei Ihnen melden sollte, bedanken Sie sich bitte von mir bei ihr!

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Sie macht alles richtig und tut doch das Falsche

Filmplakat zu

Gefeuert zu werden gehört für die meisten Menschen zu den unangenehmsten Erfahrungen im Leben. Umgekehrt gehört für die meisten Chefs das Feuern eines Mitarbeiters auch nicht gerade zu den angenehmsten Aufgaben. Deswegen gibt es Beratungsfirmen, die sich auf Kündigungsgespräche im Kundenauftrag spezialisieren. Der spannende Film Up in the Air (Trailer) handelt (zumindest vordergründig) von solch einer Firma. An einer Stelle im Film nimmt eine Präsentation eine wichtige Rolle ein:

Natalie kommt frisch vom College und heuert als Jahrgangsbeste bei einer Beratungsfirma für Kündigungen an. Sie ist intelligent, eloquent und dabei mutig genug, ihrem neuen Chef, Craig, direkt am ersten Tag vorzurechnen, dass sein bisheriges Geschäftsmodell eine Sackgasse ist. Craig ist zunächst irritiert, dann begeistert und fordert Natalie auf, allen betroffenen Außendienstmitarbeitern ihre Vision zu erläutern. Das tut sie mit einer PowerPoint-Präsentation, die hervorragend gemacht ist – und dennoch nicht alle überzeugt.

Die Präsentation

Natalie beginnt: “Wenn Sie auch nur ein Wort aus meinem Vortrag mitnehmen, dann dieses:”

Natalies überraschender Einstieg mit dem Kunstwort

Nach einer Kunstpause, in der sie die Überraschung über dieses Kunstwort wirken lässt, spricht sie es deutlich aus: “GLOCAL – Aus global machen wir in Zukunft lokal.”

Die Erklärung:

“Diese Firma schickt 23 Mitarbeiter in den Außendienst, an mindestens 250 Tagen im Jahr. Das ist teuer und ineffizient.”

23 Außendienstmitarbeiter ……überall im Land unterwegs.

“Als ich vor drei Monaten Craig darauf hingewiesen habe, antwortete er mit einem Zwinkern: ’Das ist nur dann ein Problem, wenn Sie eine Lösung dafür haben.’

Nun, heute kann ich genau so eine Lösung präsentieren.”

Vorführung der neuen Software

Sie führt dann eine Software vor, mit der die Außendienstmitarbeiter in Zukunft ihre Gespräche (das Feuern von Angestellten!) per Video-Konferenz durchführen können, anstatt persönlich zu den Kundenunternehmen zu fliegen.

Wie aus dem Lehrbuch

Natalies Chef ist von ihrem Vortrag begeistert und setzt ihre Ideen sofort in die Tat um. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Präsentation handwerklich absolut überzeugt. Die Folien sind sparsam und nicht überladen mit den üblichen Aufzählungsfluten. So kann sie die Aufmerksamkeit ganz auf sich und ihren spannenden roten Faden lenken. Ihre Visualisierungen sind treffend und sofort verständlich und unterstützen die wesentlichen Punkte sehr gut.

Auch inhaltlich entwickelt sie die Präsentation lehrbuchmäßig, sie scheint die Empfehlungen aus dem Buch Made-To-Stick geradezu aufgesogen zu haben. Sie beginnt mit einem überraschenden Einstieg, dessen Wirkung sie sofort verstärkt, indem sie eine einleuchtende Erklärung für das Kunstwort “glocal” nachliefert. Schon desöfteren habe ich hierzu Robert Cialdini zitiert: “Ein Aha-Effekt ist umso befriedigender, wenn ihm ein Häh-Effekt vorausgeht.”

Sie verwendet eine einfache Sprache und sagt nicht etwa “Wir müssen die Travel-Income-Ratio optimieren”. Ihre Ausführungen sind sehr konkret. Sie spricht nicht über Visionen, sagt nicht “Wir müssten” oder “Man könnte”, sondern erläutert ganz gezielt ein konkretes Problem, für das sie eine ganz konkrete Lösung in Form der Live-Vorführung präsentiert. Auch auf eine emotionale Ansprache legt sie Wert, indem sie mit ihrem Schlusswort an die Gefühle der Außendienstmitarbeiter appelliert, die in Zukunft Weihnachten endlich wieder zu Hause verbringen können.

Das Problem

So hat Natalie ihren Chef begeistert, aber ein wichtiges Ziel dennoch nicht erreicht: die Außendienstmitarbeiter, stellvertretend handelnd durch Hauptdarsteller George Clooney, zu überzeugen. Der wesentliche Grund: sie liefert zwar, wie vom Chef gefordert, eine Lösung, aber für ein Problem, dass es letztlich in dieser Form gar nicht gibt. Daher trifft sie mit ihrem emotionalen Appell an “Weihnachten zu Hause” auch daneben und verfehlt am Ende genau das, was sie als “blutige Anfängerin” am dringendsten braucht: Glaubwürdigkeit.

Das weist Clooney ihr im Anschluss eindrucksvoll nach, indem er ihr zeigt, wie wenig sie tatsächlich von seiner Branche versteht. Letztlich hat sie eben genau eine der Made-To-Stick-Regeln nicht sorgfältig verinnerlicht – und das ist in ihrem Fall die wichtigste: Ideen überzeugen, wenn sie glaubwürdig sind. Glaubwürdigkeit muss Natalie als Anfängerin aber ganz besonders nachweisen. Eine nette Präsentation und eine einstudierte Software-Vorführung sind noch kein Beleg für Kompetenz.

Die radikale Idee wird dennoch umgesetzt und liefert den Hintergrund für einen wirklich spannenden Film, in dem das Leben der Hauptdarsteller gehörig durcheinandergewirbelt wird. Das möchte ich hier nicht alles vorwegnehmen. Manchmal muss man offenbar erst entschieden in die falsche Richtung gehen, bevor man den richtigen Weg erkennt oder zu schätzen lernt. Zur Umsetzung einer Problemlösung ist eine lehrbuchmäßige Präsentation, bei der man fast alles richtig macht, sicher hilfreich. Ob man damit allerdings das Richtige tut, beantwortet das Lehrbuch nicht. 

Richtig gute Folien

Vergangene Woche hielt ich einen Vortrag mit dem Titel “Richtig gute Folien”. Es war ein tolles Publikum. Von der ersten Minute an diskutierte es intensiv mit. Immer wieder gab es Anregungen und Beiträge, die den Vortrag mit wertvollen Ideen ergänzten. Eine wirklich runde Sache. Hier ist mein vollständiger Foliensatz:

Ich habe während des gesamten Vortrags keine einzige Folie verwendet

Ganz genau: Ich benutzte keine einzige Folie, der Beamer blieb schwarz. Der Punkt, auf den wir uns auch am Ende eindeutig verständigten, ist: Wer richtig gute Folien machen will, der muss zuerst einmal einen ganzen Berg voll Hausaufgaben machen. Denn nur wer eine klare Botschaft, eine starke Meinung, genügend Hintergrundwissen, einen roten Faden, einen Spannungsbogen, passende Geschichten, Anekdoten oder Beispiele und Ideen für passende Bilder oder Diagramme hat, der kann richtig gute Folien machen. Und die kommen dann meist ganz von selbst. Wer gut vorbereitet ist, für den ist eben die eigentliche Arbeit oft ein Klacks.

Die Endlosfolie

Manche Informationen verlangen nach Kontext. Sie möchten nicht eingesperrt sein in eine Folie, isoliert von den übrigen Informationen auf den anderen Folien.

Die Gemälde Van Goghs könnten in diese Kategorie fallen. In einer Zeitreihe angeordnet erkennt man Zusammenhänge, die fehlen, wenn Bilder nur einzeln zu sehen sind. Da der Platz auf einer Folie beschränkt ist, verteilen Sie die Zeitleiste einfach auf mehrere Folien und fahren während der Präsentation durch diese Zeitleiste, indem Sie die Folien jeweils durch Folienübergänge nach links “verschieben”, etwa so (Klick für YouTube-Video):

Drei

Diese Methode bettet einzelne Informationen (hier die Gemälde) in einen größeren Kontext (hier den Zeitstrahl) ein. So bleibt das Ganze auch dann im Blick, wenn über Details gesprochen wird (z.B. durch Hineinzoomen in ein Bild). Es wirkt, als blicke man auf einen kleinen Ausschnitt einer viel größeren Szene.

Das funktioniert auch dann sehr gut, wenn die Informationen nicht zeitlich, sondern räumlich in Beziehung stehen, z.B. die Muskelpartien des menschlichen Körpers:

Fünf

Neben den rein inhaltlichen Aspekten wie dem verbesserten Überblick bietet diese Art der “endlosen” Folien auch Vorteile für einen spannenderen Vortragsaufbau. Anstatt einzelne Folien aneinanderzureihen (“Auf dieser Folie sehen sie”), ergibt sich automatisch ein roter Faden, ein Erzählstrang, der Ihren Vortrag besser zusammenhält.

Und so ist diese Technik auch durchaus nicht beschränkt auf Informationen, die einen zeitlichen oder räumlichen Bezug haben. Sie lässt sich grundsätzlich anwenden, um den Elementen Ihrer Präsenation einen dramaturgischen Zusammenhalt zu geben, z.B. in diesen Folien über Albert Einstein.

Vier

Prezi-Logo

Wer das lieber nicht von Hand macht, für den gibt es seit einiger Zeit den Internetdienst Prezi. Dort können Sie Präsentationen erstellen, die ganz ohne “klassische” Folien auskommen. Informationen ordnen Sie bei Prezi auf einer Präsenationsfläche an, die prinzipiell in alle Richtungen unbegrenzt ist. Durch Hochladen von Bildern, Anordnen auf der Fläche und Definieren der Bewegung über die Fläche, können Sie entlang Ihrer Präsentation manövrieren und dabei herein- und herauszoomen.

Was die grafischen Fähigkeiten angeht, ist Prezi sicher noch nicht ganz so weit wie die etablierten Programme PowerPoint und Keynote. Und selbstverständlich eignet sich nicht jeder Vortrag für diese Art der Darstellung, aber eine interessante Herangehensweise ist das allemal (doch Vorsicht: zu viel zoomen kann nerven, Animationen sind dann sinnvoll, wenn Sie einen Mehrwert liefern, wie in den Beispielen oben).

Eine Anregung, was mit Präsentationen machbar ist, die sich in Prezi-Art von Folien lösen, zeigt dieses Video über Google (wenngleich das weder mit Prezi, noch mit PowerPoint oder Keynote heute schon so möglich ist):

Links zu dem Thema
Nancy Duarte beschreibt die Technik in Ihrem Buch slide:ology, Beispiele aus dem Buch finden sich online hier und hier.
Wie groß ist ein Grippevirus?
Animationen sinnvoll einsetzen
Große Zahlen begreifbar machen

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Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz