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Ich sehe was, was du nicht siehst

Überzeugend Präsentieren: Ich sehe was, was du nicht siehstNachmittags, halb drei in Deutschland. Es ist hochsommerlich heiß, die Spaghetti Carbonara liegen noch recht schwer im Magen und die Luft scheint still zu stehen. Denkbar schlechte Voraussetzungen, um aufmerksam zu bleiben. Das scheint auch die Vortragende zu bemerken. Gnädig zieht sie alle Jalousien herunter und knippst das Licht aus. Ihre Stimme aus dem Off lullt mich irgendwie ein, während sie ihre Folien durchklickt. Ich meine, aus den Tiefen des Raums leise Schnarchgeräusche zu hören.

Klappe zu, Zuhörer eingeschlafen

Ich kann Ihnen beileibe nicht mehr sagen, was die Kernaussage dieser Präsentation war oder mich gar an die Rednerin erinnern. Wie auch? Ich musste nicht nur gegen akute Schläfrigkeit ankämpfen, ich habe statt Rednerin auch nur eine Schattengestalt sehen können. Und jemanden, den ich nicht sehen kann, finde ich weder spannend noch überzeugend.

In seinem Buch “The naked presenter” warnt Präsentationsexperte Garr Reynolds eindringlich davor, sich im Dunkeln zu verstecken: “For you to make a connection with an audience, they need to be able to see you. Naked means never hiding in the dark. When the audience can actually see your eye movement and read your facial expressions, they will better understand your message. While it may be tempting to turn the lights off to make the slides look better, maintaining light on the presenter must be the priority.”

Ab ins Rampenlicht

Mit moderner Projektionstechnologie sollte natürliches oder künstliches Licht im Vortragsraum normalerweise kein Problem mehr für die Sichtbarkeit der Folien sein. Wenn es aber zum Beispiel aufgrund der speziellen Gegebenheiten im Raum dennoch notwendig ist abzudunkeln, machen Sie einen Kompromiss und dimmen Sie nur teilweise ab oder kümmern Sie sich darum, dass ein Scheinwerfer auf Sie gerichtet wird. Verschwinden Sie aber nie im Dunkeln.

Wenn Sie etwas wichtiges zu sagen haben, müssen Sie der Star Ihrer Präsentation sein. Nicht Ihre Folien oder ein anderes Hilfsmittel. Nur Sie. Denn wenn Ihre Folien Ihnen die Show stehlen, können Sie auch einen talentierten Affen an das Rednerpult stellen. Oder Ihrem Publikum ein kleines Nickerchen gönnen.

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Glückliche Kühlschränke

Anleitung für glückliche Kühlschränke

Seit letztem Dienstag haben wir ein neues Familienmitglied. Wir haben uns sehr auf ihn gefreut und sind überglücklich, dass er endlich da ist. Bisher verstehen wir uns sehr gut. Er hält unsere Lebensmittel kühl und frisch, summt manchmal glücklich vor sich hin und ist ansonsten ganz zufrieden bei uns.

Woher wir das wissen? Weil unser neuer Mitbewohner mitsamt bebilderter Anleitung bei uns abgeliefert wurde. So wissen wir, was zu tun ist, wenn er seltsame Rasselgeräusche macht und was nicht stimmt, wenn er brummt wie ein Bär. Ob wir uns das alles mit einer 15-Seiten-Anleitung genauso gut gemerkt hätte? Fraglich, denn sie wäre wohl ungelesen in dem verstaubten Kasten bei all den anderen Bedienungsanleitungen gelandet.

Jetzt werd’ aber nicht albern…

Eine Botschaft in gut gemachten Comicbildern ist eindeutig – sie ist klar, einfach und verständlich, egal in welcher Sprache. Ja sicher, sagen Sie jetzt bestimmt, das funktioniert bei Kühlschränken oder Ikea-Möbelanleitungen. Aber meine Botschaft ist sehr ernsthaft und seriös, die kann ich nicht in einen Comic oder eine Animation packen.

Wirklich nicht? Der Bestseller-Autor Daniel H. Pink zeigt, dass das eben doch geht. Sein großartiger Karriereratgeber „Die Abenteuer von Johnny Bunko“ ist ein 160-Seiten Comic. Die durchaus ernsthafte und seriöse Botschaft: „Tu das, was dich bewegt. Darin wirst du großartig sein.“ Es ist über ein Jahr her, dass ich das Buch gelesen habe. Die Botschaft ist mir so präsent, als hätte ich das Buch gerade erst aus der Hand gelegt. Ob das in reiner Prosa ebenso gelungen wäre?

Comics müssen eben nicht immer nur spaßig oder albern sein. Ganz im Gegenteil, sie können auch sehr ernste Themen wirksam vermitteln. Die Entwicklungsinitiative Economics of Land Degradation beispielsweise hat den animierten Clip „The Value of Soil“ zum Thema Landverödung veröffentlicht – eines der größten Probleme für Ernährungssicherung in Entwicklungsländern. Würde ein seitenlanger Bericht die Inhalte genauso eingängig und anschaulich vermitteln wie dieser Film?

Die Botschaft ist wichtiger als das Medium

Über das richtige Medium für eine Botschaft oder eine Zielgruppe lässt sich sicher diskutieren. Fest steht aber: Die Botschaft ist wichtiger als das Medium. Denn Sie wollen erreichen, dass Ihr Publikum sich Ihre Botschaft nach Ihrem Vortrag nicht nur merkt, sondern sie auch noch nach einigen Tage, Wochen oder Monaten präsent hat – egal mit welchem Medium. Wenn Sie Ihre Idee am allerbesten in einer Animation oder einem Comic erklären können, warum sollten Sie sich mit dem zweitbesten Medium zufrieden geben?

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Buchtipps für den Wunschzettel

In ungewöhnlich schneereicher Vorweihnachtszeit wird es spätestens jetzt Zeit, seinen Wunschzettel zu vervollständigen. Und weil gerade im Präsentationsbereich in der letzten Zeit eine ganze Reihe empfehlenswerter Bücher veröffentlicht wurde, mag vielleicht der ein oder andere in der folgenden Liste noch Inspirationen für sich oder seine Freunde finden.

Storytelling: Resonate von Nancy Duarte

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Auf dieses Buch habe ich lange gewartet. Endlich ein Buch, dass sich nicht mit dem Feinschliff von Präsentationen beschäftigt (also z.B. den Folien, der Rhetorik oder dem Auftreten), sondern mit dem Unterbau. Nancy Duarte ist Inhaberin der weltweit einflussreichsten Präsentations-Designagentur Duarte Design und bündelt in ihrem neuesten Buch resonate ihr gesammeltes Wissen, um eine Präsentation in eine überzeugende Story zu bringen. Sie greift dabei das klassische Schema der Heldengeschichte auf, wendet Methoden aus Drehbüchern an und analysiert an vielen praktischen Beispielen die Methoden erfolgreicher Redner. Obwohl streckenweise ein wenig pathetisch: klare Empfehlung! (Wer lieber auf deutsch liest, wird sich wohl bis ins nächste Jahr gedulden müssen).

Thank You for Arguing von Jay Heinrichs

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Jay Heinrichts dringt in seinem Buch Thank You for Arguing auf unterhaltsame Weise in die Trickkiste rhetorischer Größen wie Aristoteles, Lincoln und Homer Simpson ein. An ganz alltäglichen Beispielen veranschaulicht er die Wirksamkeit rhetorischer Figuren und Fertigkeiten und scheut dabei auch nicht davor zurück, sich selbst auf’s Korn zu nehmen; natürlich nur, um das gleich im nächsten Absatz als weiteren rhetorischen Trick zu entlarven. Wem andere Rhetorikbücher zu trocken, zu abstrakt oder zu theoretisch sind, der findet hier eine pragmatische Lektüre, die man auch mal gern zwischendurch liest. Man sollte allerdings keine Scheu vor der englischen Sprache haben, denn gerade in diesem rhetorischen Bereich ist natürlich ein wenig an Transferleistung nötig, möchte man die Methoden und Kniffe für seine eigenen Vorträge anwenden.

Auf der Serviette erklärt – Arbeitsbuch von Dan Roam

Es gibt kaum ein Buch, das ich für gleichzeitig so hilfreich und so übertrieben halte wie Dan Roams Serviettenbücher. Seine Methoden sind gut geeignet, um zum Kern eines Problems vorzudringen und selbst komplexe Probleme mit Hilfe einfacher Zeichnungen zu analysieren oder zu erklären. Insbesondere die Beispiele in diesem Arbeitsbuch geben viele Anregungen, wie man die Methoden auf unterschiedlichste Probleme anwenden kann. Was mich stört ist der enorme Hype, den er selbst um seine Methode betreibt. Natürlich dringt man zum Kern eines Problems oft einfacher vor als man denkt, gerade wenn man sich erst einmal an „visuelles Denken“ herangetraut hat. Doch nichts davon fliegt einem zu, nur weil man einen Stift in der Hand hält. Viele der Ideen, die Roam in seinen Büchern präsentiert sind erst das Ergebnis einer tiefen (eben auch zeichnerischen) Analyse des Problems und nicht plötzliche Eingebung, die mit der Anwendung seiner Ideen einhergehen. Dennoch: eine hilfreiche Methode. Man braucht eher nicht beide Servietten-Bücher, sondern wird in der Regel mit einem der beiden Bücher auskommen. Für Praktiker eignet sich dafür sicher eher dieses Arbeitsbuch als das „theoretischere“ Orignalbuch.

Zeichnen für verkannte Künstler von Quentin Blake

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„Jeder kann zeichnen“ – das behauptet nicht zuletzt Dan Roam in seinen Serviettenbücher. Ich glaube er hat recht; und dennoch fällt vielen das Zeichnen eben doch nicht so leicht wie es sollte. Die Ursachen mögen vielfältig sein, aber als eine mögliche Lösung gibt es zum Glück das wunderbare Buch Zeichnen für verkannte Künstler. Eigentlich für Kinder geschrieben, eignet es sich für jeden, der seine Zeichenkünste (wieder)entdecken möchten. Am besten jedoch eignet es sich für Menschen mit (nicht nur) ein wenig Humor, die am besten lernen, wenn sie einfach drauf los probieren können. Dieses Buch ist für Praktiker, nicht für Theoretiker. Die Beispiele sind so gemacht, dass sie direkt im Buch gezeichnet werden. Für Zweifler und Zögerer ist hier also kein Platz: Stift nehmen, ausprobieren und staunen, was man auf einmal alles zu Papier bringen kann.

Auf Deutsch: nicht schlecht „Neu präsentieren“

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Es gibt nicht besonders viele wirklich empfehlenswerte Präsentationsbücher aus dem deutschsprachigen Raum. Neu präsentieren von Gerriet Danz enthält viele gute Ideen. Nach den Büchern von Reynolds, Duarte u.a. sicher nicht mehr ganz so neu wie Danz behauptet, aber deswegen ja nicht falsch. Das Buch beschreibt eine sinnvolle Methode von der Idee zur Präsentation und zieht seine Inspirationen insbesondere aus der Werbung. Warum Danz (ähnlich wie Dan Roam mit seiner Serviette) seine eigene „Chili“-Methode so hypt, ist mir ein Rätsel (ganz so neu ist das alles wie gesagt nicht), aber wenn man das abzieht, bleibt noch genügend Substanz vorhanden (das Quietschgrün der Kapitel ist allerdings schwer erträglich).1

Immer noch aktuell: Bekenntnisse eines Redners von Scott Berkun

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Wer sich vor allem auf unterhaltsame Weise mit dem Thema Präsentieren beschäftigen (und dabei noch das ein oder andere lernen) möchte, dem empfehle ich nach wie vor Bekenntnisse eines Redners von Scott Berkun. In seinem Buch beschreibt Berkun seine Erfahrungen aus hunderten öffentlicher Vorträge. Herausgekommen sind lehrreiche Erkenntnisse, amüsante Anekdoten und die ein oder andere Katastrophe, in die wahrscheinlich vor (und nach) Berkun auch viele andere schon hereingeschlittert sind. Das Buch liest sich schnell und macht Spaß, vor allem wegen des sehr saloppen Stils des Autors. Eine ausführliche Rezension habe ich im Mai geschrieben.

Zugabe: The Naked Presenter von Garr Reynolds

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Zwar habe ich dieses Buch noch nicht gelesen, weil es noch nicht erschienen ist, aber nach Presentation Zen und Presentation Zen Design könnte dieses Buch eine weitere Kaufempfehlung werden. Nachdem Garr Reynolds, Autor des bekannten Blogs Presentation Zen in seinen beiden vorherigen Büchern erklärt hat, warum man sich von dem einschläfernden PowerPoint-Einerlei verabschieden sollten und wie man stattdessen ansprechende und wirkungsvolle Folien gestaltet, geht es in seinem neuesten Buch The Naked Presenter um den eigentlichen Auftritt vor Publikum. Mit presenting naked meint Reynolds, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, so unmittelbar wie möglich. Das bedeutet u.a. Folien nur dann zu verwenden, wenn sie auch etwas zum Vortrag beitragen, sich nicht hinter einem Rednerpult zu verstecken, sondern den direkten Kontakt mit dem Publikum zu suchen, und sich dabei so unverhüllt und authentisch wie möglich zu geben. Lesen konnte ich das Buch wie gesagt noch nicht, weil es noch nicht erschienen ist. Wer es aber jetzt auf seinen Wunschzettel schreibt, könnte es noch rechtzeitig zu Weihnachten unter dem Tannenbaum liegen haben (ohne Gewähr).

[Die Buch-Links führen zu Amazon und dieses Blog erhält eine kleinen Prozentsatz des unveränderten Kaufpreises.]

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1Das Buch wurde mir vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Empfehlung: Presentation Zen Design

Buchcover

Als Garr Reynolds vor gut vier Jahren seinen Blog Presentation Zen startete, trat er damit eine regelrechte Lawine los. In einer Zeit, in der man PowerPoint-Schlachten mit Textwüsten und gelangweilten Vortragenden einfach langsam satt hatte, schrieb er über einen grundsätzlich anderen Zugang zum Präsentieren, inspiriert durch seine Begegnung mit dem japanischen Zen: Weniger statt Mehr, Natürlichkeit statt Blendwerk. Auch dieser Blog wäre wahrscheinlich ohne die Inspiration durch Reynolds nicht entstanden.

Sein erstes Buch “Presentation Zen” bildet mittlerweile, im Duett mit Nancy Duartes slide:ology, das Standardwerk für PowerPoint-Präsentationen (im Bereich Rhetorik und Körpersprache sind sicher andere zu nennen, z.B. Nick Morgan). Reynolds bemühte sich damals vor allem darum, das Bewusstsein für seine Art der Präsentation zu wecken, die mit eingefahrenen Strukturen bricht, indem sie auf überflüssigen Schnick-Schnack verzichtet und stattdessen mit glasklarer Kommunikation und schlichtem Design überzeugt. Viele Leser haben jedoch konkretere Anleitungen vermisst, mit denen Sie selbst solche Präsenationen erstellen können. Das holt Reynolds mit seinem zweiten Buch Presentation Zen Design jetzt nach – und wie!

Hatte ich damals Presenation Zen schon bedingungslos empfohlen, so gilt das nun umso mehr für dieses zweite Buch. Mit unzähligen Vorher-Nachher-Beispielen erklärt Reynolds grundlegendes Designerwissen zum sinnvollen Umgang mit Schriften, Farben, Bildern und Diagrammen. Dabei verliert er sich nicht in theoretischen Tiefen, sondern bleibt immer pragmatisch mit ganz konkreten Tipps für die Foliengestaltung. Im zweiten Teil des Buches wendet er die vier Bausteine des ersten Teils auf drei grundlegende Designprinzipien an und zeigt, wiederum mit vielen Vorher-Nachher-Beispielen, wie Folien dadurch klarer und ansprechender werden. Wie schon im ersten Buch rundet eine umfassende Reihe beispielhafter Präsentationen das Buch ab. Hier findet man noch einmal viele, viele Inspirationen für eigene Folien.

Ich kann mich nur wiederholen: Presentation Zen Design empfehle ich unbedingt. Es ist inhaltlich eine gelungene Darstellung der wichtigsten Designthemen, die Sie zur Erstellung beeindruckender Präsentationsfolien benötigen. Gleichzeitig ist es wunderbar anzuschauen und durch seine starke visuelle Prägung ein schönes Beispiel dafür, wie Reynolds selbst das lebt, was er auch predigt. Wichtig bleibt dabei aber immer: Reynolds gibt Empfehlungen und Begründungen, zwängt aber niemanden in ein festes Regelkorsett.

Wer ein vielleicht noch ein bisschen einfacheres Buch für allgemeine Designfragen sucht, dem empfehle ich nach wie vor Robin Williams’ Design & Typografie. Wer jedoch ein fundiertes Designbuch mit zahlreichen ganz konkreten Inspirationen speziell für die eigenen Präsentationen sucht, der findet im Augenblick kein besseres Buch als Presentation Zen Design (noch leider nur auf Englisch, eine deutsche Übersetzung wird aber sicher bald folgen). Update: Bei Peachpit, dem Buchverlag, der das Buch vertreibt, gibt es ein Kapitel zum Probelesen.

Weitere Buchempfehlungen
Chip & Dan Heath: Was bleibt
Nancy Duarte: slide:ology
Dan Roam: Auf der Serviette erklärt
John Medina: Gehirn & Erfolg
Nick Morgan: Give Your Speech – Change the World

Publikum einbeziehen: 3 tolle Beispiele und 6 Tipps

Dieser Artikel ist randvoll mit Inspirationen aus drei Präsentationen von drei herausragenden Persönlichkeiten, die auf ganz unterschiedliche Weise ihr Publikum einbeziehen. Garr Reynolds von Presentation Zen spricht in einer Keynote über den Reiz des Einfachen. Marketing-Guru Seth Godin erklärt auf der TED-Konferenz, wie jeder seine eigene gesellschaftliche Bewegung starten kann und Cisco-Chef John Chambers erläutert am MIT die Herausforderungen und Chancen, die in der Erneuerung globaler Unternehmen liegen.

Drei Vorträge, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und doch ist allen drei etwas gemein: der direkte Draht zum Publikum. Alle drei Redner strahlen ein unglaubliches Charisma aus, sie ziehen das Publikum vom ersten Moment an in ihren Bann und lassen es in ihre Ideenwelt eintauchen. Na klar, an allen drei Vorträgen kann man noch einiges verbessern, hier die Folien, dort die Story, aber wie es den dreien gelingt, die höchste Kunst der Präsentation zu erreichen, indem sie nicht einfach zu sondern mit ihrem Publikum reden, das rechtfertigt den wahrscheinlich längsten Artikel, den ich bisher in diesem Blog veröffentlicht habe.

Ich gebe Ihnen zunächst Gelegenheit, die Vorträge anzusehen und möchte danach sechs Tipps herausgreifen, die mir besonders lehrreich erscheinen.

Garr Reynolds über den Reiz des Einfachen

Garr Reynolds sprach Anfang Mai auf der Citrix-Synergy-Konferenz über den Reiz des Einfachen. Er erklärt, wie die Konzentration auf das Wesentliche nicht nur Präsentationen verständlicher macht, sondern auch in andere Bereichen, z.B. bei Softwareunternehmen wie Citrix, zu wertvolleren Ergebnissen führt. In seiner souveränen, lockeren Art und mit viel Humor begeistert er das Publikum mit zahlreichen Gedanken und überraschenden Perspektiven auf „das Einfache“. Übrigens finde ich, dass die Konzentration auf dieses Thema seinem Vortrag im Vergleich zu seinem Google-Vortrag enorm gut getan hat.

Seth Godin über Tribes

Seth Godin sprach im Februar auf der TED-Konferenz darüber, wie jeder – z.B. auch Sie – mit den Möglichkeiten des Internet (letztlich aber auch auf anderen Wegen) seine eigene Bewegung gründen kann. Godin nennt das Tribes. Es ist auch das Thema und der Titel seines letzten Buches, das ich Ihnen unbedingt empfehlen kann, wenn Sie das Thema interessiert. Tribes sind die logische Fortführung von Godins früheren Ideen des Permission Marketing. Die Zeiten großer Werbebudgets, mit denen man die Aufmerksamkeit von (potentiellen) Kunden einfach kaufen kann, sind offenbar vorbei. Wer andererseits eine Idee hat, über die es sich zu sprechen lohnr, der hat heute die Möglichkeit, das mit minimalen Kosten zu tun – und erreicht dennoch alle, die genau an dieser Idee interessiert sind, nämlich seinen Tribe. Beeindruckende Beispiele für Bewegungen, die andere in der Vergangenheit bereits ins Leben gerufen haben, beschreibt Godin in diesem Vortrag. Ebenso sehenswert sind übrigens Godins Vorträge bei Google, auf der GEL2006-Konferenz sowie ein ausführlicherer Vortrag über Tribes auf einem Mixergy-Event.

John Chambers über Erneuerung

John Chambers ist seit fast 15 Jahren Chef des Internet-Riesen Cisco. Wenn Sie sich seine Präsentation am MIT ansehen, werden Sie verstehen, warum man ihm nachsagt, einer der charismatischsten Unternehmenschefs der Technologiebranche zu sein. Mit geballter Kompetenz und dem Selbstbewusstsein, eines der erfolgreichsten Unternehmen überhaupt aufgebaut zu haben, spricht er in diesem Vortrag darüber, wie er Cisco in den letzten Jahren zu einem völlig neuen Unternehmen gemacht hat. Chambers erläutert, wie er verkrustete Führungshierarchien aufgebrochen hat und wie er mit den Mitteln des Internets und des Web 2.0 Cisco zu einem flexiblen Unternehmen gemacht hat, das mit flachen Hierarchien erheblich schneller auf Marktänderungen reagieren kann als noch vor einigen Jahren. Dieses Modell sieht er als Vorbild für andere Unternehmen und positioniert Cisco damit als idealen Beleg für den Nutzen der Kommunikationsprodukte, die er verkauft. Die Präsentation ist sicher nicht unbedingt leichte Kost, aber sehr empfehlenswert.

Ich möchte nun sechs Punkte herausgreifen, die mir an diesen drei Vorträgen besonders lehrreich erscheinen, und die Ihnen zeigen, wie Sie bei Ihrer nächsten Präsentation das Publikum besser einbeziehen können.

1. Sich wohlfühlen

Allen drei Rednern macht es offensichtlich Spaß, über ihr Thema zu sprechen. Sie fühlen sich wohl in ihrer Umgebung und zeigen das auch. Besonders Garr Reynolds und John Chambers lachen und lächeln viel, schäkern gar mit ihrem Publikum. Sie zeigen damit einerseits die Begeisterung für ihr eigenes Thema – und wirken alleine dadurch schon ansteckend. Andererseits geben sie ihrem Publikum das Gefühl einer freundschaftlichen Atmosphäre, in der sich auch die Zuhörer wohlfühlen dürfen. Chambers bringt das mit diesem Satz auf den Punkt: „If I’m in a great mood today, it’s because I love this environment.“ Und man nimmt es ihm ab.

2. Humor

Wenn Sie jemand zum Lachen bringt, dann ist er Ihnen gleich viel sympathischer. Humor ist ein wichtiger Faktor, um Barrieren zu lösen, Widerstände aufzuheben und – ganz allgemein – um eine positive Stimmung herzustellen. Alle drei Redner nutzen Humor, um das Publikum einzubeziehen. Garr Reynolds und Seth Godin lockern z.B. am Beginn Ihrer Vorträge die Stimmung erst einmal durch einige Bilder und Geschichten zum Schmunzeln auf. Dabei erzählen sie nicht einfach irgendwelche Jokes oder platten Witze, sondern arbeiten mit Augenzwinkern und Ironie.

Insbesondere Seth Godin hat einen unerschöpflichen Vorrat an amüsanten, immer passenden Fotos aus dem „echten Leben“, die er passgenau in seine Präsentation einbringt. So pointiert er seine Aussagen auf oft tiefgründige Weise und bringt das Publikum immer wieder zum Lachen. Das wirkt übrigens auch deswegen (auch bei Reynolds) so sympathisch, weil er nicht jeden Joke explizit macht, sondern seine Folien für sich sprechen lässt und das Publikum die Ironie selbst erkennen lässt. Wichtig dabei: Pausen! Das Publikum braucht Zeit, um den Humor zu verstehen. Eine hervorragende Quelle für Bilder wie die folgenden aus Godins Vortrag ist übrigens die Foto-Webseite flickr.com.

Seth Godin hat einen unerschöpflichen Vorrat an Bildern aus dem „echten Leben“, die er gekonnt einsetzt, um seine Aussagen zu pointieren.
Auch Garr Reynolds lässt sein Publikum immer wieder schmunzeln. In Kombination mit seiner lockeren Art, wirkt er sehr sympathisch und nimmt seinen Ausführungen die „Schwere“.

3. Auf das Publikum zugehen

Dass man keinen Draht zum Publikum bekommt, wenn man ständig auf seine Folien starrt oder nur schüchtern auf den Boden blickt, dürfte jedem klar sein. In jedem Präsentationsratgeber wird daher empfohlen, das Publikum anzublicken. Wenn Sie aber genau beobachten, dann werden Sie feststellen, dass viele, viele Redner zwar in Richtung des Publikums blicken, es aber nicht wirklich anschauen. Sie blicken mehr oder weniger über das Publikum hinweg oder starren gar ins Leere.

Einen echten Draht zum Publikum bauen Sie auf, wenn Sie konkreten Personen im Publikum echt in die Augen blicken, am besten verteilt über den ganzen Raum. John Chambers perfektioniert das und geht noch weit darüber hinaus, indem er immer wieder durch die Reihen wandert und dabei nicht nur gezielt Zuhörer anblickt, sondern einzelne Personen in seinen Vortrag integriert und direkt anspricht (das erfordert natürlich ein bisschen Fingerspitzengefühl, um niemanden in Verlegenheit zu bringen). Stellvertretend kann er so das ganze Publikum einbeziehen und er gibt seinem Vortrag auf diese Weise fast schon den Charakter einer Unterhaltung.

John Chambers verwandelt seinen Vortrag in eine Unterhaltung, indem er die Zuhörer anblickt und mit einzelnen spricht.

4. Das Publikum einbinden

Ein Publikum, das aktiv in einen Vortrag eingebunden wird, ist erheblich offener und aufnahmefähiger für die Inhalte eines Vortrags als ein Publikum, das sich nur passiv berieseln lässt. Garr Reynolds und John Chambers binden ihr Publikum sehr oft ein, fragen nach der Stimmung und der Meinung und – wichtig – geben den Zuhörern das Gefühl, ihre Antworten ernst zu nehmen. Die Bereitschaft des Publikums, auch wirklich auf Fragen zu reagieren, erhöhen übrigens beide mit dem selben Trick: sie heben selbst auch die Hand.

Garr Reynolds geht noch einen Schritt weiter und lässt sein Publikum mehrfach selber aktiv werden, was jeweils für erhebliche Heiterkeit sorgt. Ein toller Überraschungseffekt gelingt Reynolds, als er seinem Publikum beibringt, wie man sich auf Japanisch vorstellt. So wird auf einmal aus dem anonymen Publikum eine vertraute Einheit von bekannten Gesichtern und die Atmosphäre ist auf einen Schlag noch einmal viel lockerer.

Garr Reynolds bringt seinem Publikum bei, wie sie sich auf japanisch vorstellen.

5. Offenheit

Nick Morgan schreibt in seinem neuen Buch Trust Me, wie wichtig eine offene Körperhaltung für einen guten Draht zum Publikum ist. Wer sich – körperlich – verschließt, der muss sich erheblich mehr anstrengen, um das Publikum für sich zu gewinnen.

Seth Godin ist das Gegenteil von verschlossen. In seinem ganzen Auftreten, Haltung wie Sprache, geht er auf sein Publikum zu. Er verwendet einladende Gesten, geht auf das Publikum zu, bietet Ihnen seinen Inhalt regelrecht an. Unterstützt wird das perfekt von seinen Worten, in denen es immer wieder um „You“ geht. Er redet nicht von abstrakten Konzepten, sondern übersetzt seine Aussagen in die Welt seines Publikums und zeigt ihnen, wie sie seine Ideen konkret umsetzen können. Er ist offen dafür, jeden seiner Zuhörer als etwas besonderes anzunehmen, und vermittelt ihnen genau dieses Gefühl.

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6. Dynamik

Alle drei Redner nutzen die volle Breite ihrer Bühne (Seth Godin ärgert sich allerdings über das Klavier auf seiner Bühne und die dadurch verursachte Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit). Diese Bewegung erzeugt Dynamik und Spannung und wirkt viel engagierter, als ein schüchterner Redner, der sich hinter seinem Laptop „versteckt“.

Besonders John Chambers ist ein Meister dieser Dynamik. Nicht nur in seiner Sprache variiert er Tempo und Lautstärke gekonnt, um seinen Aussagen die richtige WIrkung zu geben. Er setzt diese Effekte in seiner gesamten Bewegung um. Er hält inne, wenn er eindringlich wird, hält an und blickt in die Ferne, wenn er Visionäres erzählt, und er schreitet die Bühne in rasantem, festem Schritt ab, wenn er ein wichtiges Ausrufezeichen setzen möchte. Die Dynamik hinter seinen Aussagen spiegelt das perfekt wieder – und das Publikum spürt die Leidenschaft, die Chambers mit seinem Thema verbindet.

John Chambers erhöht das Tempo für eine wichtige Aussage. Umgekehrt hält er inne, wenn er eindringlich wird. Chambers‘ körperliche Dynamik passt sich perfekt an seine Aussagen an.

Links zu diesem Artikel
Schwerpunkt „Souverän Auftreten“
Präsentationscoach Nick Morgan analysiert Seth Godins Vortrag
slide:ology-Autor Nancy Duarte über Garr Reynolds Synergy-Keynote
Six Pixels of Separation über John Chambers
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Kontraste

Kontrast ist eines der wirkungsvollsten Werkzeuge, um eine Seite (oder eine Folie) visuell attraktiv zu machen (und daher u.a. eines der vier Design-Prinzipien von Robin Williams). Durch geschickten Einsatz von Kontrast erreicht man aber auch Übersichtlichkeit. Starke Kontraste können helfen, die Informationen auf einer Folie zu strukturieren, so dass das Auge vom wichtigsten (z.B. dem größten) zum unwichtigsten (z.B. dem kleinsten) Element geführt wird.

Kontrast kann aber auch gezielt genutzt werden, um eine Präsentation zu gliedern. Sehr schön umgesetzt ist das in einer Präsentation von Garr Reynolds, die ich hier schon einmal besprochen habe. Als Folienhintergründe werden im Wesentlichen drei Farben verwendet: rot, weiß und schwarz. Rote Folien leiten einen neuen Teil ein, schwarze Folien beenden ihn und weiße Folien enthalten (weitgehend) den eigentlichen Inhalt.

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Interessant ist auch der Wechsel zwischen Farb- und Schwarzweiß-Bildern, mit der die Stimmung während der Präsentation beeinflusst wird. Immer wenn es um den Status-Quo geht und um Zweifel und Fragen über die Karriere, kommen Schwarzweiß-Bilder zum Einsatz. Farbe kommt ins Spiel, wenn Ratschläge gegeben werden, die ermutigen sollen, seinen eigenen Weg zu gehen.

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Wer genau hinsieht, findet noch etliche weitere Beispiele für den Einsatz von Kontrast zur Gliederung und Strukturierung der Präsentation. Wie man hier sehr schön sieht, ist Kontrast mehr als nur Dekoration, durch die eine Folie visuell attraktiv wird, denn durch sinnvollen Einsatz von Kontrast wird die Information, und damit letztlich die Kommunikation als Ganzes, klarer.

Übrigens: Wer mehr über solche und ähnliche Tipps lernen will, den möchte ich auf meinen Vortrag Richtig gute Folien am 22. Oktober in Bonn aufmerksam machen. Details gibt es hier.

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Fünf Blogs für den Urlaub

In der kommenden Woche wird es hier still werden, wenn ich mit meiner Familie den Urlaub an der Nordsee genieße. Zur Überbrückung der Zeit sind aber diese fünf englischsprachigen Präsentations-Blogs hervorragend geeignet.

1. Presentation Zen

Presentation Zen

Presentation Zen ist der weltweit meistgelesene Blog zum Thema Präsentieren. Garr Reynolds bloggt hier seit dreieinhalb Jahren vorwiegend über Präsentationsdesign und Vortragsgestaltung. Seit Anfang des Jahres gibt es auch ein Buch zum Blog, in dem man gebündelt nachlesen kann, was bisher geschah. Wer moderne Folien gestalten möchte, der kommt um diesen Blog nicht herum.

2. The You Blog

Im You-Blog von John Windsor dreht sich alles um Zielgruppenorientierung. In bisweilen recht provokanter Art schreibt Windsor über dieses Thema meist bezogen auf den Einsatz und die Gestaltung von PowerPoint-Präsentationen. Sehr lesenswert: Do Your Presentations Miss the Point?

3. Speak Schmeak

Lisa Braithwaite

Speak Schmeak ist der Blog der amerikanischen Trainerin Lisa Braithwaite. Sie bloggt hier fast täglich über praktisch alles, was mit dem Thema Präsentieren zu tun hat und ist dabei immer bemüht, passende Geschichten und Anekdoten zu finden. Ich mag ihren pragmatische Zugang zu dem Thema. Sie vermeidet (anders als viele andere Blogs) das dogmatische Verfechten eines Regelwerks und legt Wert auf die individuellen Stärken jedes Vortragenden.

4. Six Minutes

Six Minutes

Six Minutes ist der Blog des englischen Rhetoriktrainers Andrew Dlugan. Besonders interessant ist die immer samstags erscheinende Auslese der besten Artikel aus mittlerweile 106 englischsprachigen Blogs zum Thema Präsentationen. Aber auch Dlugans selbst gibt nützliche Hinweise insbesondere zur Vortragsvorbereitung.

5. slide:ology

slide:ology

Gerade erst gestartet ist der slide:ology-Blog von Duarte Design. Das gleichnamige Buch erscheint in Kürze auch in Deutschland. Die auf Präsentationen spezialisierte Design-Agentur liefert interessante Einblicke in ihre Heransgehensweise. Bekannt ist Duarte Design vor allem durch die Gestaltung des Films „Eine unbequeme Wahrheit“ von Al Gore.

Keine Entschuldigung mehr für schlechte Folien

Garr Reynolds’ exzellentes Buch „Presentation Zen“ gibt es jetzt auch auf Deutsch. Eine Pflichtlektüre für jeden, der ernsthaft Folien gestalten möchte.
Buchcover

Presentation Zen ist mehr als nur ein Ratgeber über professionelles Foliendesign. Das Buch basiert auf Reynolds’ Präsentations-Philosophie, die deutlich von Zen-Einflüssen geprägt ist. Die Zen-Philosophie handelt von Reinheit und von Eleganz, die sichtbar werden, wenn etwas auf das Wesentliche reduziert wird. Diese Reinheit meint Reynolds, wenn er oft von “Simplicity” spricht, von Betonung durch Reduktion. Dabei geht es nicht darum, Inhalte zu banalisieren, sondern sie auf den Punkt zu bringen und dadurch in Ihrer Reinheit erstrahlen zu lassen. Bei Reynolds klingt das so:

Design bedeutet, auf Überflüssiges zu verzichten und das Bedeutungsvolle hinzuzufügen.

Wie man das schafft und am Ende kraftvolle (und schön anzuschauende) Folien erhält, lehrt dieses Buch. Es zeigt viele, viele Beispiele ausgezeichneten Foliendesigns und erklärt für jeden Laien verständlich die grundlegenden Tricks professioneller Designer. Einen großen Stellenwert nehmen auch die zahlreichen Tipps abseits der eigentlichen Arbeit an den Folien ein. Zu seinen wichtigsten Botschaften gehört, eine Präsentation zunächst analog vorzubereiten, also mit Stift und Papier, bevor die Arbeit am Rechner beginnt.

Ein absolut empfehlenswertes Buch, das seit seinem Erscheinen Anfang des Jahres blitzartig zum weltweiten Standardwerk über Foliendesign geworden ist. Das Buch ist die Quintessenz aus Garr Reynolds’ gleichnamigem Blog.

Links zu dem Buch:
Garr Reynolds’ Blog Presentation Zen
Präsentation von Garr Reynolds bei Google

Karriereratgeber zweimal anders

Buchcover von Daniel Pinks Buch

Ein Businessbuch als Manga-Comic? Daniel Pink, amerikanischer Bestseller-Autor, hat seinen neuesten Karriereratgeber „The Adventures of Johnny Bunko“ in Form eines Manga-Comics veröffentlicht. Das ist eine willkommene Abwechslung in diesem ansonsten so bedeutungsschwer mit Motivationsrhetorik gepflasterten Gebiet. Sechs sinnvolle Ratschläge zur Karriereplanung werden hier äußerst anschaulich präsentiert. Das Buch macht Spaß zu lesen, man lernt etwas dabei und in einer knappen Stunde ist man durch.

Wem selbst das zu viel ist, der sollte einmal einen Blick auf die Zusammenfassung von Garr Reynolds werfen (alle anderen übrigens auch). Wie immer bei Reynolds treffen die Bilder absolut ins Schwarze. Schon das alleine verführt zum weiterklicken. Sehenswert ist aber darüber hinaus insbesondere:

Karikatur von Garr Reynolds, die er in seinen Präsentationen verwendet
  • Die konsequente Verwendung einer Comic-Zeichnung seiner selbst, die die gesamte Präsentation auflockert und zum Manga-Charakter des Buches passt.
  • Der virtuose Einsatz von Schriftvariationen in Farbe, Größe und Schriftart, die nicht pure Dekoration sind, sondern einen ganz klaren Zweck erfüllen.
  • Die glasklare Strukturierung des Vortrags durch konsistentes, kontrastreiches Layout und den cleveren Einsatz der beiden vorigen Punkte.

Den Foliensatz hat Reynolds auf Slideshare veröffentlicht, einer Webseite zum (öffentlichen) Austausch von PowerPoint-Folien. Viel Spaß mit zwei ungewöhnlichen Karriereratgebern als Buch oder Folien.

Der Zen-Meister präsentiert

Presentation Zen ist der weltweit meistgelesene Blog über Präsentationsdesign. Garr Reynolds, Professor für Marketing und Management in Japan, schreibt dort seit knapp 3 Jahren über seine Ideen zum Design von Präsentationen. Anfang diesen Jahres erschien sein gleichnamiges Buch, was Google zum Anlass nahm, Reynolds in der Reihe Authors@Google zu einem Vortrag einzuladen. Endlich gibt es also eine Gelegenheit, den “Zen-Meister” des Präsentierens selbst präsentieren zu sehen.

Beeindruckend ist, wie Reynolds eine sehr harmonische Atmosphäre schafft, indem er immer wieder das Publikum einbindet, an geeigneten Stellen Humor einbaut und insgesamt eine sehr natürliche Sprache verwendet. Und selbstverständlich gibt es jede Menge hervorragender Beispiele für Reynolds’ Zen-Ästhetik zu sehen, eine minimalistische Art Folien zu gestalten, die vor allem auf die Wirkung von großformatigen Fotos setzt. Dazu Reynolds:

Make a choice of what’s important and let go of all the rest.

Garr Reynolds präsentiert bei Authors@Google

Seine Folien sind musterhafte Beispiele dafür. Ich teile allerdings Reynolds’ Selbsteinschätzung, der sich in seinem Blog für diese Präsentation nur 7,5 von 10 Punkten gibt. Warum? Weil er sich an sein Zitat leider nur beim Foliendesign hält, nicht aber bei der Umsetzung der Präsentation. Der Vortrag ist randvoll gefüllt mit Inhalten, so dass man den Eindruck nicht los wird, er könne sich von einigen seiner Ideen eben nicht trennen, z.B. während der sehr langen Selbstvorstellung.

Eine von Reynolds häufig zitierte japanische Weisheit lautet “Only eat until 80% full“. Anders ausgedrückt soll eine Präsentation nicht überladen sondern etwas kürzer und dafür bekömmlicher sein. Sein Vortrag ist aber so voll, dass er ein ziemlich hohes Tempo anschlagen muss und dennoch länger braucht als vorher von ihm angekündigt. Viele seiner Folien zeigt er nur für wenige Sekunden, so dass man als Zuhörer kaum Gelegenheit hat, die Bilder wirken zu lassen. Die eine oder andere längere Pause hätte die Wirkung der Aussagen sicher besser unterstützt (und im Übrigen die schönen Folien besser zur Geltung gebracht). Wer weder das Buch noch den Blog kennt, wird durch das hohe Tempo vielleicht sogar ein wenig Mühe haben zu folgen.

Dennoch, wer die gut 70 Minuten aufbringen kann, findet in dem Vortrag jede Menge Inspirationen und wertvolle Tipps zur Gestaltung der eigenen Folien.

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Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz