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Bücherliste 2016: „What the Best College Teachers Do“ von Ken Bain

Seit ich begann, diesen Blog zu schreiben, habe ich mich an einige eiserne Regeln gehalten. Eine davon: keine Buch-Rezension, bevor ich das Buch zu Ende gelesen habe. Für Ken Bains „What the Best College Teachers Do“ breche ich sie.

Andernfalls könnte ich die Rezension erst in ferner Zukunft schreiben. Zu lange brauche ich, um das Buch zu Ende zu lesen. Nicht, weil es so dick wäre. Oder so schwer. Ist es nicht. Sondern weil es so inspirierend ist. Es ist eines dieser Bücher, bei dem ich kaum zwei Sätze schaffe, bevor mein Kopf abdriftet in Anregungen, Aha-Effekte und Ideen.

Das Buch basiert auf einer groß angelegten Studie über die Unterrichtsmethoden und -erfolge von Professoren an Hochschulen. Wie bereiten sie sich auf die Lehre vor? Wie behandeln sie ihre Studierenden? Was erwarten sie von ihnen? Wie bewerten sie sie? Wie ihren eigenen Erfolg in der Lehre? Und ganz wichtig: Was bedeutet für sie überhaupt „lehren“?

Es ist ein Buch, von dem man sich nur wünschen kann, dass es Pflichtlektüre sei für alle Professoren.

Simply put, the best teachers believe that learning involves both personal and intellectual development and that neither the ability to think nor the qualities of being a mature human are immutable.

Wie viele Professoren hatte ich selbst, die uns bloß Fachwissen überstülpen wollten. Die den Stoff vorgetragen haben und dann fertig waren. Hier gibt es Wissen, dort Studierende. Das eine muss ins andere. Das Wissen ist, wie es ist, die Studierenden auch. Also gibt es gute und schlechte Studierende, schnell und langsam Lernende. Einser-Kandidaten und Vierer-Kandidaten. Es ist, wie es ist.

Damit räumt Bain gründlich auf.

Erfolgreiche Professoren stellen mehr, aber deshalb nicht absurd hohe Anforderungen. Sie stellen diese Anforderungen an sich und an ihre Studierenden. Vor allem erwarten sie, dass man über den Tellerrand blickt. Sie betrachten ihre Studierenden als Menschen statt als Empfänger von (Fach-)Wissen. Sehen ihr Thema im Wandel statt fix im Wissensstand.

Schooling […] encourages many bright students to think of the enterprise as a competition to be won. […] The teachers we observed usually abstain from appeals to competition. They stress the beauty, utility, or intrigue of the question they try to answer with their students, and they pursue answers to those questions rather than simply the “learning of information“.

Lernen ist mehr als die Anhäufung von Wissen. Mehr, als die Ausbildung zum Fachidioten. Lernen bedeutet Auseinandersetzung. Mit dem Thema, mit mir selbst. Es bedeutet in viel größerem Umfang Fragen zu stellen, als Antworten zu erhalten.

Selten habe ich bei einem Buch so heftig und ausdauernd mit dem Kopf genickt. Es ist kein Buch, das Kochrezepte erhält. Aber es öffnet Augen, macht nachdenklich, gibt Anregungen. Es bringt einen dazu, Fragen zu stellen. Und das ist der wichtigste Schritt, um selbst Antworten zu finden.

Erklären und verstehen

Most professors think about teaching as something the teacher does rather than about what the students are supposed to learn. – Ken Bain

Auf der einen Seite die Lehrer/Professoren, die über ihren Stoff als etwas „Gegebenes“ denken, etwas das sie erklären, und das die Studenten verstehen müssen. Diese Lehrer glauben, ihr Job sei getan, wenn sie es erklärt haben, nicht wenn die Studenten es verstanden haben. „Verstehen“ als Aufgabe des Empfängers statt des Absenders.

Auf der anderen Seite die Lehrer/Professoren, die sich als „Mentoren“ verstehen; deren Job noch lange nicht zu Ende ist, wenn die Studenten den Stoff verstanden haben; die den Studenten nicht nur Verständnis, sondern Neugier, Skepsis, Begeisterung vermitteln wollen und dabei über die Ränder des Faches hinausgehen.

Im Matheunterricht hatten ein Mitschüler und ich verschiedene Lösungen für eine Statistikaufgabe gefunden. Wir verstanden nicht, warum, denn beide Lösungen schienen plausibel, obwohl die Ergebnisse nicht vereinbar waren. Unser Lehrer fand auch keinen Fehler. Das kann passieren. Was nicht passieren sollte: Unser Lehrer hatte keinen Ehrgeiz, die richtige Lösung zu finden. Das Buch habe recht – das sei ja auch plausibel – und folglich ich unrecht. Damit gaben wir uns nicht zufrieden. Mein Mitschüler und ich diskutierten außerhalb des Unterrichts stundenlang, entschlossen uns anschließend, die Aufgabe empirisch mit einem Computerprogramm zu simulieren und wussten dadurch, dass tatsächlich die Lösung im Buch korrekt war. Der Unterschied war jetzt jedoch: mit Hilfe des Computerprogramms konnten wir nun erklären, warum meine falsch war. Wir hatten etwas verstanden.

Es genügt auch für Vortragende nicht, sich zu rechtfertigen, dass man „das“ doch auf Folie 23, Unterpunkt 4 erklärt habe. Erklären ist nicht verstehen. „Verstehen“ ist Aufgabe des Absenders.

Let’s Talk: Präsentationen menschlicher machen

Let’s Talk, die zweite. Diesmal mit Nicole Gugger, leidenschaftliche Präsentationsberaterin aus Stuttgart.

Wir fragen uns u.a. was faul ist an Webinaren und wieviel Wissen eine Präsentation überhaupt vermitteln kann, warum Jura nicht das trockenste, sondern ganz im Gegenteil eines der anschaulichsten Themen überhaupt ist, was passiert, wenn Präsentationen menschlicher werden und vieles, vieles mehr.

Am besten direkt hier anhören:

Links zu Let’s Talk

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Homepage von Let’s Talk

Gut, wenn Studierende zu Monstern werden

Die Präsentationswerkstatt der HAWK Hildesheim. Ein Ort für Gründer, die hoch hinaus wollen. Letzte Woche war ich dort zu Gast.

„Die beiden waren ganz kleine Mauerblümchen, versteckten sich so gut hinter ihren langen Haaren, wie es eben ging. Wenn sie über ihre Ideen sprachen, dann entschuldigten sie sich mehr als dass sie präsentierten. Doch präsentieren mussten sie, denn sie brauchten die Fördermittel für ihre Gründungsidee.”

Steffi Rabbe, Gründercoach an der Hochschule HAWK in Hildesheim, springt zum Ende der Geschichte: „Anke hat aus den beiden Monster gemacht. Im besten Sinn. Als sie auf der Bühne standen, sprühten sie vor Selbstbewusstsein. Die Bühne gehörte ihnen, alle waren gebannt von der Präsentation.“

Angebote wie das von Anke Tröders Präsentationswerkstatt an der HAWK brauchen wir an viel mehr Hochschulen. Welch ein Segen, wenn Studierende erzählen können, was sie an ihrer Forschung fasziniert. Wenn sie Begeisterung nicht nur versprühen, sondern wecken. Wenn sie mir erklären können, womit sie sich eigentlich beschäftigen, und warum das für mich relevant ist. Wenn sie das so tun, dass ich es weitererzählen kann, damit ihre Ideen auf Wanderschaft gehen.

Letzte Woche hielt ich an der HAWK einen Gastvortrag und war sofort angesteckt von der Atmosphäre. Studierende von heute sind die Professoren und Forscher, Entwickler und Unternehmer von morgen. Sorgen wir dafür, dass sie darauf optimal vorbereitet sind.

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So sieht es oft bei Schulreferaten aus. Weil die Lehrer selbst wenig von Präsentationen verstehen, lernen es die Schüler falsch.

Man sollte meinen, dass es in der Wissensgesellschaft zu unseren wichtigsten Fähigkeiten zählt, Ideen verständlich zu erklären und andere für seine Ideen zu begeistern. Ist aber offenbar nicht so, denn es sieht immer noch düster aus in der Ausbildung zum sog. Knowledge Worker. Dort, wo Kommunikation auf dem Lehrplan steht, werden die kommunikativen Fähigkeiten eher verdorben als verbessert. Das ist sogar eher schlimmer geworden, seit in den Schulen Referate mit PowerPoint gehalten werden.

Wer nicht selber denkt, wird verdorben

Schon zu unserer Zeit hatten Referate nichts mit guter Kommunikation zu tun. Im Gegenteil: es war immer eher eine Prüfungssituation und ging selten – eigentlich nie – darum, neue spannende Ideen in die Köpfe der Mitschüler zu pflanzen. Für die Lehrer waren die exakten Jahreszahlen und Fakten wichtiger, als den Schülern beizubringen, wie man die Klasse für ein Thema begeistert. Klar, Fakten kann man ja auch viel leichter prüfen.

An Uni und im Job wird es nicht besser. Weil es falsch vorgelebt wird, wird der Nachwuchs letztlich verdorben.

An der Uni ist es nicht besser. Zwar haben die Professoren und Betreuer wenigstens selbst recht viel Erfahrung im Schreiben und Präsentieren, aber die falsche. Sie machen es selbst nicht gut und sollen es dann anderen beibringen. Dabei kommt dann so etwas heraus wie die 1-7-7-Regel oder, dass man die wichtigsten Punkte auf einer Folie hervorheben soll (anstatt z.B. überhaupt nur das Wichtige drauf zu schreiben).

Wer danach noch nicht verdorben ist, wird spätestens im Unternehmen verdorben, wo man lernt, dass das schon immer so gemacht wurde, dass das so erwartet wird und dass ja schließlich die Präsentation auch Dokumentation und Handout sein soll.

Taugen die Lösungsansätze?

Erkannt ist das Problem schon lange. Die Lösungen überzeugen aber meist nicht. An den Schulen werden heute Präsentationen mit PowerPoint geübt – von Lehrern, die nicht wissen, worauf es dabei ankommt. Stattdessen bekommen die Schüler die ewig falschen Regeln eingebläut.

An den Unis gibt es, teils verpflichtende, Kurse zu Soft Skills – von denselben Professoren oder Assistenten, die auf Konferenzen und in Vorlesungen langweilige und unverständliche Vorträge halten.

Wir brauchen eine flächendeckende Grundausbildung in guter Kommunikation

Was wir brauchen, ist eine Ausbildung, die den Schülern, Studenten und Berufsanfängern beibringt, wie sie ihre Ideen klar kommunizieren und ein Publikum für ihr Thema begeistern; wie sie mit klarer Gestaltung Gedanken sichtbar machen und wie sie auch komplizierte Ideen in Klardeutsch erklären.

Wir brauchen eine flächendeckende Grundausbildung in guter Kommunikation. Nicht nur für die Schüler und Studenten, sondern auch für die Ausbilder.

Das geht nur mit echten Profis. Die HAWK Hildesheim ist da z.B. mit Anke Tröder seit Jahren Vorreiter. Auch an der Uni Osnabrück hat man das erkannt und in diesem Semester solch ein Programm gestartet, für das ich einen Lehrauftrag habe.

Das kann jedoch nur ein Anfang sein. Was wir brauchen, ist eine systematische Ausbildung. Und zwar nicht nur für die Schüler und Studenten, sondern auch – und gerade – für diejenigen, die sie ausbilden. Diese würden übrigens ganz unmittelbar auch persönlich in ihrem Job davon profitieren.

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Wir unterhalten uns auf einer Party über fesselnde Vorträge. Schnell kommt das Gespräch auf Uni-Vorlesungen. Einer erzählt:„Professoren sind da ja auch ganz unterschiedlich. Bei mir gab es die einen, bei denen schläft man einfach nur ein. Und irgendwann fragt man sich, ob man überhaupt noch hingehen soll. Aber es gab auch die anderen. Die haben es geschafft, selbst Fächer, für die ich mich überhaupt nicht interessiert habe, total spannend zu machen.“

Ich frage ihn: „Kann es sein, dass das genau die Professoren waren, die Geschichten erzählt haben, statt einfach nur Faktenwissen zu vermitteln?“

Er denkt kurz nach: „Stimmt genau. So war es. Man hat irgendwie gemerkt: Der weiß wovon er spricht. Der kennt das nicht nur aus Büchern.“

Wie wollen Sie denn auch Jahre später noch in Erinnerung bleiben?

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Sind Vorlesungen überflüssig?

Fast alle Vorlesungen, die Sie während Ihres Studiums gehört haben, waren überflüssig. Warum? Weil der Dozent reines Buchwissen vermittelt hat.

Wir leben aber nicht mehr im Mittelalter, in dem Bücher teuer oder gar nicht vorhanden waren. Bücher sind heute billig, Vorlesungs-Skripte oft kostenlos. Höchste Zeit also, um in Vorlesungen statt Wissen Verstand zu lehren. Hier ein paar Anregungen für Professoren:

  • Es ist nicht Ihre Aufgabe, Fakten zu lehren (die stehen in Büchern), sondern Begeisterung zu wecken (die steht nicht in Büchern).
  • Es ist nicht Ihre Aufgabe, Antworten zu geben (die kann man nachlesen), sondern Fragen zu stellen (damit die Studenten die Herausforderungen Ihres Faches erkennen).
  • Es ist nicht Ihre Aufgabe, Lösungen zu präsentieren (die findet man bald bei Google), sondern anzuspornen, nach besseren Lösungen zu suchen.
  • Es ist nicht Ihre Aufgabe, mit Folien, die Sie nicht einmal selbst gemacht haben, zu langweilen, sondern aus Ihrer Erfahrung Geschichten zu erzählen, die zeigen, was die Fakten aus den Büchern mit der Realität zu tun haben.

Vorlesungen sind nicht überflüssig, aber wir brauchen eine gründliche Erneuerung, die unserer heutigen Zeit gerecht wird.

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Dr. Michael Gerharz

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