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Zahlen oder Bilder?

Wenn Sie etwas wichtiges zu sagen haben, dann liegt Ihnen sicher viel daran, dass ihre Botschaft auch ankommt. Ihr Ziel haben Sie erreicht, wenn Ihre Zuhörer die Botschaft als Handlungsaufforderung verstehen, z.B. um für Ihre Hilfsorganisation zu spenden. Das wird Ihnen aber nur gelingen, wenn die Botschaft nicht nur für Sie sondern auch für Ihre Zuhörer zu einer Herzensangelegenheit wird. Viele Redner zitieren daher in solchen Situationen Statistiken, die das Ausmaß und die Wichtigkeit des Themas verdeutlichen, z.B. so:

Beispielfolie mit Statistiken zu

Das funktioniert hier aber nicht so recht. Natürlich erkennt man, dass Hunger ein großes Problem ist, aber echt betroffen ist man durch diese Folie nicht. Fakten alleine berühren uns normalerweise nicht besonders. Auch sind die genannten Zahlen reichlich abstrakt. Klar, sie sind furchtbar groß, aber wirklich greifbar sind sie nicht. Die einzige greifbare Zahl ist in der letzten Zeile versteckt: alle 5 Sekunden verhungert ein Kind. Das kann man sich vorstellen; deshalb sollte der Schwerpunkt auch auf diese Aussage gelegt werden. Wenn man einige der redundanten Zahlen weglässt und ein emotionales Bild hinzufügt, funktioniert die Folie schon besser:

Beispiel mit Bild und weniger Zahlen, neuer Titel

Aber irgendwie überzeugt das noch immer nicht so recht. Es ist nicht klar, worauf der Schwerpunkt des Arguments gelegt wird: 1 Milliarde Kinder in Armut, jedes fünfte Kind ohne sauberes Wasser oder 6 Millionen Kinder, die jährlich verhungern. Natürlich machen alle drei für sich genommen betroffen, aber eine größere Wirkung erzielt man häufig, wenn man sich auf eine Aussage konzentriert. Lässt man alles weg, was auf dieser Folie von der Kernbotschaft ablenkt, und verstärkt die Kernelemente, erhält man eine viel effektivere Folie:

Emotionales Beispiel mit großformatigem Foto eines Kindes und Kernaussage

Diese Folie ist eine wunderbare Plattform, auf der man eine emotionale Argumentation aufbauen kann. Die Statistiken, die wir aus der Folie gestrichen haben, können während des Vortrags genannt werden und erhalten durch die starke Kernaussage eine direkte Bedeutung. Die Handlungsaufforderung wird auch unmittelbar klar: Retten Sie ein Kind, indem Sie spenden! Sehr effektvoll ist es übrigens, wenn Sie während des Vortrags die 5 Sekunden noch anschaulicher machen, indem Sie z.B. für kurze Zeit alle 5 Sekunden mit den Fingern schnippen.

Links zu dem Thema:
Präsentationen von Chris Landry vom Sustainable Food Lab
Buchempfehlung: “Was bleibt” von Chip und Dan Heath, insbesondere Kapitel 5: “Emotional”

Hauptsache schrill

Erläuterung der Umsatzentwicklung in der Präsentation der Geschäftszahlen der Coca-Cola-West

Bevor wir weiterziehen, wollen wir uns noch eine letzte Cola genehmigen, da der Vorrat an schlechten Beispielen schier unerschöpflich ist. Mit dieser Folie veranschaulicht Coca-Cola West, wie sich der Umsatz von 2006 zu 2007 und 2008 verändert und schlüsselt die wesentlichen Einflussfaktoren auf. Auch diese Folie hat eine Reihe von Problemen.

Das größte Problem ist die nicht maßstabsgetreue Repräsentation der Kästen. Besonders auffällig ist, dass die Höhen nicht proportional zu den Zahlenwerten sind. Wenn man etwas genauer hinsieht, erkennt man darüber hinaus, dass die Breiten der Kästen nicht gleich sind. Das Diagramm sorgt dadurch eher für Verwirrung als für ein leichteres Verständnis.

Das schrille Layout hilft auch nicht gerade weiter und hat selbst eine ganze Reihe von Problemen: Zunächst bleibt unklar, warum die positiven Faktoren “sales growth” und “cost reduction” übereinander, die negativen Faktoren aber nebeneinander stehen. Ferner sind die Tabellen, die die Kostenreduzierungen erläutern, trotz der Pfeile schwer zuzuordnen. Und schließlich gibt es wieder eine Reihe liebloser Anfängerfehler mit den Schriftgrößen, der Anordnung der Objekte und noch einiges mehr.

Wie immer liefere ich einen Vorschlag, wie es besser gehen könnte. Als offensichtlichste Änderung habe ich die Einflussfaktoren als Pfeile und nicht als Kästen gezeichnet. Auf die schrille Farbgebung habe ich verzichtet. Dafür sind die Schrittweiten jetzt proportional zu den entsprechenden Zahlenwerten. Schließlich habe ich die Tabellen direkt neben die entsprechenden Kategorien angeordnet.

Verbesserungsvorschlag für die Folie

Noch eine Cola, bitte

Besonders schlechtes Beispiel aus der Präsentation der Coca-Cola-West-Geschäftszahlen

Der Coca-Cola-Abfüller Coca-Cola-West aus Japan hat sich mit dieser (und natürlich den übrigen Folien) die Zitrone des Monats redlich verdient. Aber was genau ist eigentlich so schlecht an dieser Folie? Ich nutze die Gelegenheit einmal für einen weiteren Vorher-Nachher-Vergleich.

Folien sind dazu da, eine Präsentation optimal zu unterstützen und die wesentlichen Aussagen zu unterstreichen. Diese Folie ist jedoch so voll, dass man gar nicht weiß, wo man beginnen soll.

Es gibt drei wesentliche Elemente: eine Abbildung, die die Drei-Farben-Stratgie von Coca-Cola veranschaulicht, ein Diagramm, das die Veränderung des Ergebnisses zum Vorjahr zeigt, und eine Tabelle, die für jede der Farben Statistiken zeigt. Alle drei Elemente schreien durch ihre schrille Farbgebung nach Aufmerksamkeit. Was ist eigentlich das Wesentliche und was nur erklärende Zusatzinformation? Betrachten wir die drei Elemente im Einzelnen.

Die Abbildung
Abbildung zur Veranschaulichung der Drei-Farben-Strategie

Eigentlich eine gute Idee, jedoch amateurhaft umgesetzt. Zu jeder Farbe der Drei-Farben-Strategie wird das Logo dargestellt und durch die entsprechende Farbe noch visuell unterstützt. Hier beginnt aber schon das Grauen. Die farbigen Boxen sind stümperhaft ausgerichtet. Die Logos überlappen und decken ihre farblichen Boxen nicht richtig ab. Außerdem ist unklar, welchen Zweck die Farbverläufe erfüllen, die zudem noch größtenteils hinter den Logos verschwinden. Unklar ist auch, warum die Schriften hier mit Schatten versehen sind, was die Lesbarkeit verschlechtert (und so nicht noch einmal verwendet wird). Auch die hässlichen weißen Streifen in der silbernen Box zeugen nicht gerade von Sorgfalt beim Design.

Die Tabelle
Die Tabelle enthält Angaben zum Zielmarkt, zum Umsatz und zur Veränderung im Vergleich zum Vorjahr

Die Tabelle gibt für jede der drei Farben drei Werte an, die Zielgruppe, den Umsatz im Jahr 2007 und die prozentuale Veränderung im Vergleich zum Vorjahr. Außerdem werden in der letzten Zeile die akkumulierten Werte für alle drei Farben genannt. Das größte Problem an der Tabelle ist die Spalte “target”, die hier, unter der Überschrift “Umsatz”, nämlich eigentlich nichts zu suchen hat. Viel besser würde die Information in den Kontext der Abbildung passen, um die Bedeutung der drei Farben zu erläutern. An dieser Stelle lenkt sie nur ab, denn sie alleine taugt auch nicht recht zu Erklärung der Umsätze.

Darüber hinaus ist es ungünstig, dass die Reihenfolge der Farbmarken eine andere ist, als in der Abbildung; das sorgt leicht für Verwirrung. Warum werden eigentlich die Farben hier nicht wiederverwendet? Nicht besonders glücklich ist auch die Wahl der Farbe rot für die erste Zeile. Auch das kann Verwirrung stiften, da rot ja eine der drei Markenfarben ist, hier aber in einem ganz anderen Kontext verwendet wird.

Das Diagramm
Kann man so die Zahl 16% veranschaulichen?

Das Balkendiagramm enthält im Wesentlichen drei Zahlen, wobei sich zwei davon schon aus der Tabelle ergeben. Die prozentuale Veränderung von 16% steht so bereits in der Tabelle (und ist daher redundant) und die absolute Veränderung ließe sich leicht aus der Tabelle ableiten, wenn sie denn wirklich relevant wäre. Im Grunde geht es in dem Diagramm aber nur um zwei Zahlen, nämlich den Vergleich des Wachstums in 2006 und 2007. Braucht man dafür wirklich ein eigenes Diagramm? Für zwei Zahlen? Und was soll eigentlich die Farbgebung symbolisieren? Hängt der rote Farbverlauf mit dem roten Farbverlauf der roten Kernmarke zusammen? Wohl nicht, denn hier handelt es sich um das akkumulierte Ergebnis aller drei Farben, wieder einmal Verwirrungspotential. Da hilft es auch nicht, dass die Verläufe jetzt horizontal anstatt vertikal sind.

Wie geht es besser?

Um es besser zu machen, muss zunächst einmal klar sein, was überhaupt die wesentliche Aussage sein soll. Da ich nicht in den Köpfen der Coca-Cola-West-Manager stecke, kann ich hier natürlich nur vermuten, dass es das Wachstum von 16% ist, insbesondere im Vergleich zum schlechten Ergebnis des Vorjahres. Die anderen Elemente dienen als Erklärung. Man muss also die Aufmerksamkeit auf die Zahl 16% lenken. Ein Diagramm ist hierfür überflüssig. Als Erklärung für die Veränderung kann dann die Aufschlüsselung auf die drei Farben dienen, dazu braucht man aber nicht unbedingt eine extra Tabelle. Da man nicht beliebig viel Information auf einer Folie unterbringen kann, habe ich mich entschieden, die prozentuale Veränderung der Farben und die absolute Veränderung der Gesamtmarke wegzulassen, schließlich gibt es ja noch ein Handout, in dem das ergänzend aufgeführt werden kann. Das Ergebnis könnte vielleicht so aussehen.

Alternativvorschlag für Folie der Coca-Cola-West-Präsentation

Der Betrachter wird visuell klar geführt und erkennt sofort, was die wichtigste Aussage ist und in welcher Folge die Folie zu lesen ist. Wem das zu spartanisch ist, der kann natürlich auch die übrigen Informationen auf seinen Folien unterbringen, aber muss es dann unbedingt auf einer Folie sein?

Alternative 2: Folie 1Alternative 2: Folie 2Alternative 2: Folie 3Alternative 2: Folie 4

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Daumen runter, Daumen hoch

Lästern kann jeder. Aber wenn’s um’s besser machen geht, darf man dann auch nicht kneifen. Tu’ ich auch nicht.

Nachdem ich kein gutes Haar an Dr. Chatzimarkakis Präsentation auf dem CeBIT-RFID-Forum gelassen habe, möchte ich in diesem Artikel zeigen, wie man es besser machen kann.

Ich beschränke mich aber auf einen Aspekt seines Vortrags, statt den gesamten Vortrag zu besprechen – schließlich wollen wir uns ja auf das Wesentliche konzentrieren. Dazu greife ich mir den Mittelteil des Vortrags heraus, in dem es um eine Workshop-Reihe geht, die die EU zur Meinungsfindung nutzen möchte, um ihre Entscheidungen zum RFID-Thema vorzubereiten. Ich schlage vor, Sie lesen die entsprechenden Folien einmal zügig durch und überlegen dann, ohne erneut auf die Folien zu schauen, was bei Ihnen hängen geblieben ist.

Beispielfolie 1Beispielfolie 2Beispielfolie 3Beispielfolie 4Beispielfolie 5Beispielfolie 6

Was sind eigentlich die wesentlichen Aussagen auf den Folien? Offenbar gibt es fünf Workshops, die sich mit verschiedenen Aspekten des RFID-Themas beschäftigen sollen. Die Workshops legen einen Bericht vor, der in die Beschlüsse zum europäischen Forschungsförderprogramm einfließt (dem framework programme 7, FP7). Das zumindest sollten Sie behalten haben. Idealerweise kennen Sie noch die Kernthemen der Workshops, denn damit haben Sie einen guten Überblick über die Tragweite des RFID-Themas.

Diese Informationen kann man im Prinzip sogar mit einer einzigen Folie transportieren, die vielleicht so aussehen könnte (wie viel behalten Sie nun?):

workshop series

Um zu dieser Folie zu gelangen, habe ich folgendes getan:

  1. Der ursprüngliche Folienhintergrund lenkt vom Text ab, er ist viel zu unruhig und vermindert den Kontrast. Der sehr kleine Text ist dadurch schlechter zu lesen. Ich habe den Hintergrund gelöscht und durch einen dezenten einfarbigen Hintergrund ersetzt, der einen guten Kontrast zum Vordergrund erlaubt und sich nicht selbst in den Vordergrund drängt.
  2. Die wesentliche Information ist in sehr großer Schrift hervorgehoben. Es ist sofort sichtbar, dass es eine Workshop-Reihe geben wird.
  3. Die langweilige Arial-Schrift habe ich durch die plakativere und modernere Haettenschweiler ersetzt. Das passt auch stilistisch besser zu dem Technologie-Thema RFID.
  4. Der ursprüngliche Text ist vollständig von der Folie verschwunden. Die wesentlichen Punkte, die beim Zuhörer hängen bleiben soll, sind aufgeführt, mehr nicht. Alle weiteren (nicht so wichtigen) Details können mündlich gegeben werden, oder auf weiteren Folien besprochen werden (s.u.).
  5. Den fünf Workshops habe ich je ein sprechendes Icon zugeordnet, damit die jeweilige Thematik auch visuell verstanden wird. Die Icons stammen von iStockphoto (verwenden Sie keine billigen Standardcliparts).
  6. Die Titel der Workshops habe ich auf ein einprägsames Schlagwort reduziert.

Um die Informationen noch besser einzuprägen, kann man zusätzlich je eine Folie zu den fünf Workshops spendieren. Das hat Dr. Chatzimarkakis auch gemacht, doch unterstützen seine Folien durch ihre Informationsfülle nicht die Einprägsamkeit seiner Worte. Besser wäre es vielleicht so:

applicationsresearchprivacystandardsspectrumZusammenfassung

In der ursprünglichen Version wurden auf jeder Folie sehr viele Informationen verpackt, die die Zuhörer ohnehin nicht behalten können, und die daher vom Wesentlichen ablenken. Stattdessen habe ich folgendes getan:

  1. Icon und Schlagwort von der Übersichtsfolie werden sehr groß platziert.
  2. Das Icon dient als visuelle Erinnerungshilfe.
  3. Das Schlagwort gibt den Kern des Workshop-Themas wieder. Den genauen Titel kann man mündlich geben und im übrigen auf Unterlagen verweisen.
  4. Statt vieler Details wird zu jedem Workshop eine Kernaussage auf die Folie geschrieben, um dem Schlagwort eine konkretere Bedeutung zu geben. Diese dient jedoch nur als Gedankenstütze und kann daher entsprechend klein gedruckt werden (sollte aber mit immer noch 26pt auch aus größerer Entfernung noch gut lesbar bleiben). Als Schriftart habe ich Helvetica Neue, fein, verwendet.
  5. Die letzte Folie fasst das Gesagte noch einmal zusammen und gibt einige Daten als Zusatzinformation.

Alle weiteren Informationen können problemlos mündlich gegeben werden, während die Zuhörer mit den plakativen Folien eine gute Gedankenstütze erhalten, mit denen Sie das Gesprochene verknüpfen können. Die Folien lenken nicht vom Gesprochenen ab, sondern unterstützen optimal das Verständnis. Die Icons veranschaulichen das Thema des Workshops zusätzlich, sodass nicht nur Text, sondern auch visuelle Information im Gedächtnis bleibt.

Natürlich bietet es sich an, einen Flyer für die Workshop-Reihe dabei zu haben, der weitere Informationen enthält. Diese können dann durchaus ausführlicher sein und auch über das Gesagte hinausgehen. Die Zuhörer nehmen dann gleich zwei Dinge mit nach Hause. Die Erinnerung an einen interessanten Vortrag und eine gedruckte Information, zu der Sie durch den Vortrag die richtigen Assoziationen haben.

Zum Abschluss noch einmal die Frage: wenn Sie sich die beiden Foliensätze noch einmal ansehen, welcher vermittelt die Informationen einprägsamer?

Natürlich sind meine Vorschläge nicht die einzige Möglichkeit, die Folien zu verbessern, es gäbe unzählige weitere (und sicher auch noch bessere). Die Vorschläge machen aber anschaulich, was schon mit wenig Aufwand möglich ist, ich habe keine 20 Minuten dafür benötigt.

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Dr. Michael Gerharz

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