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Brauchen wir PowerPoint-Alternativen?

Tim Themann argumentiert in diesem sehr lesenswerten Beitrag, warum er glaubt, dass wir im Augenblick PowerPoint-Alternativen nicht brauchen. Seinem Fazit stimme ich nur bedingt zu:

Echte Innovation in Richtung des Publikums ist – unabhängig vom Software-Werkzeug – sehr schwierig; der Beamer als Hardware-Werkzeug determiniert sehr stark die Darstellungsform. Wir brauchen m. E. keine alternativen Werkzeuge, sondern innovatives Präsentieren, innovatives Referieren, – und das kann man nicht einfach kaufen und schnell mal eben installieren, sondern sich nur kreativ erarbeiten und mühsam lernen und üben.

Die Ursache für die Flut schlechter Präsentationen sind oft schlechte Gewohnheiten, falsche Ziele und egoistische Motive. Statt zu fragen: „Was nützt dem Publikum?“, fragen viele Vortragende: „Wie kann ich mir die Arbeit erleichtern?“. Statt zuzuhören, senden viele Vortragende ihre Nachrichten unreflektiert und ohne zu hinterfragen, wer da eigentlich vor ihnen sitzt und wie das, was sie senden, zu den Empfängern passt. Sie wollen „verkaufen“ statt „helfen.“ Sie sind schlicht unhöflich.

Insofern hat Tim recht, wenn er innovatives Präsentieren vor allem mit der Person des Referenten verbindet. Dessen Einstellung und dessen Werte haben den größten Einfluss auf das Ergebnis der Präsentation, während selbst gute Werkzeuge in den Händen von Dilettanten wertlos sind.

Allerdings: PowerPoint ist kein gutes Werkzeug, schon gar nicht das perfekte Werkzeug, als dass er es bezeichnet. Es verleitet nämlich viel zu viele Menschen, die gar keine Dilettanten sind, trotzdem dazu, dilettantische Präsentationen zu erstellen. In diesem Sinn ist PowerPoint ein schlechtes Werkzeug.

PowerPoint ist kompliziert, verwirrend und umständlich. Statt aus dem Weg zu gehen, stellt es sich in den Weg. Zu oft sucht man eine Funktion an der falschen Stelle, benötigt zu viele Klicks oder findet als Laie eine Funktion erst gar nicht. Nach meiner Erfahrung nutzen die meisten Menschen PowerPoint immer noch so wie vor 20 Jahren. Deshalb gestalten Sie die selben grauenvollen Folien. Zu viel Text, das ist leicht in PowerPoint, und unübersichtliche Visualisierungen, das ist für viele nicht leicht zu ändern.

Ein gutes Werkzeug würde es Menschen, die nur wenig von Gestaltung und Visualisierung verstehen, ermöglichen, dennoch hilfreiche Ergebnisse zu erzielen, solange sie die persönlichen Voraussetzungen mitbringen: Wer etwas zu sagen hat, wem das Publikum am Herzen liegt, wer Wert darauf legt, dass das Publikum ihn versteht, den sollte ein gutes Werkzeug dabei bestmöglich unterstützen. Wenn ich einen guten roten Faden habe (ein Drehbuch), wenn ich mir Gedanken über die nötigen Visualisierungen (das Storyboard) gemacht habe, dann sollte es mit PowerPoint leicht sein, das auch umzusetzen.

Nach meiner Erfahrung ist es das für viele gerade nicht. Die Menschen haben selbst dann noch Schwierigkeiten, mit PowerPoint ein zufrieden stellendes Ergebnis zu erzielen, wenn sie, noch bevor sie PowerPoint starten, genau wissen, was sie sagen wollen und welche Visualisierung sie dabei unterstützen würde.

Natürlich darf man nicht erwarten, dass ein Werkzeug jeden zum Profi-Designer macht. Aber genau so wie es heute schwer ist, unscharfe Fotos zu machen, wenn ich weiß, was ich fotografieren will, sollte es schwer sein, schlechte Folien zu gestalten, wenn ich weiß, was ich sagen will. Jeder, der einen Plan hat, sollte ihn so leicht wie möglich umsetzen können.

Hier darf man eben doch den schwarzen Peter an PowerPoint schieben. Klar, es gibt für fast alles Tipps und Tricks und Hacks und Workarounds. Aber wer möchte denn erst stundenlang durch Foren grasen oder einen Experten befragen, nur weil er Hilfslinien präzise positionieren möchte.

Inwiefern Software, die nicht PowerPoint heißt, an dieser Situation etwas ändern kann, ist zumindest fraglich, auch darin stimme ich Tim zu. Alternativen haben einen schweren Stand gegen die allgegenwärtige Präsenz von PowerPoint im Unternehmensumfeld. Allerdings gibt es aus anderen Richtungen eine Entwicklung, die nicht mehr aufzuhalten ist. Mit der Verbreitung von Smartphones und Tablets kommt eine Menge spezialisierter Apps, die es früher einfach nicht gab. PowerPoint ist schon lange nicht mehr das einzige Mittel, um Präsentationen zu erstellen und zu halten. In meinen Workshops sitzen heute Menschen, die auf ihrem Hauptcomputer, einem iPad, gar kein PowerPoint installiert haben. Menschen, die nicht in oder für große Unternehmen arbeiten, kommen heute bei Präsentationen sehr gut ohne PowerPoint aus.

Die Tür für Alternativen ist so weit geöffnet wie nie zuvor, weil sich die typische Arbeitsumgebung der Menschen ändert. Ich hoffe sehr, dass dadurch Werkzeuge eine Chance haben, die es leichter machen, eine gute Story sinnvoll visuell zu unterstützen.

Victoria und die moderne Technik

Sebastian Schippers Film „Victoria“ hat auf der Berlinale einige Furore gemacht, weil er mit einer einzigen Aufnahme und ohne jeden Filmschnitt entstanden ist. Das klingt einfach, erfordert aber in Wirklichkeit eine ungeheure Kraftanstrengung, zumal der Film mit 140 Minuten nicht gerade kurz ist.

Aber wozu das Ganze? Ist das nicht bloße Spielerei? Ist es nicht gerade eine Errungenschaft, dass wir im modernen Film schneiden können? Dass wir uns auf die wesentlichen Story-Elemente konzentrieren können, und Momente, die die Story nicht weiter bringen, überspringen können?

Hanns-Georg Rodek schreibt in der Welt über Victoria:

„Gewöhnliches Kino, das ist ein Teppich aus sekundenkurz hochgefahrenen Intensitätsflicken. “Victoria” hingegen ist nahtlose Intensität von der ersten bis zur letzten Minute. Der One-Take-Film, die 140 Minuten dauernde Plansequenz, das klingt wie reiner Cineasten-Ehrgeiz. Doch eigentlich wirft Schipper dem Hollywood-Kino eine ungeheuerliche Herausforderung vor die Füße. Beide arbeiten sie mit derselben digitalen Technik, und doch trennen sich mit “Victoria” die Wege radikal.

Der eine führt in vom Computer erzeugte Universen, wo menschliche Formen reine Manipuliermasse sind. Der andere Weg, und dank “Victoria” wissen wir nun, dass es ihn gibt, nutzt die moderne Technik, um noch näher an den Menschen heran- und in den Menschen hineinzukommen.“

Es geht nämlich niemals um die Technik, sondern immer nur um die Menschen. Ihre Ziele, Motivationen, Gefühle. Die Technik ist immer nur das Mittel zum Zweck – das Mittel, um Emotionen sichtbar zu machen und Situationen erlebbar zu machen, die ich sonst selber nicht erleben und erfahren würde. Mal erfordert das wilde Schnitte, mal aufwändige Computergrafik, mal nur einen Raum mit zwölf Männern und mal, wie bei Victoria, eine ungeschnittene Begleitung von ein paar Menschen in Berlin. Aber immer bestimmt die Situation das Mittel, nicht umgekehrt.

Natürlich auch bei Ihrer Präsentation. Ob die richtige Umsetzung eine High-Tech-Animation, die neue ultra-coole Präsentationssoftware oder eben die ungeschnittene Intensität der persönlichen Ansprache ist, bestimmt die Geschichte. Nur mit einer spannenden Story berühre ich mein Publikum. Dann wiederum kann die richtige Technik die Erfahrung für das Publikum ins Unermessliche steigern, in der Präsentation wie im Film.

John Lasseter, Kreativchef von Pixar, die bekanntlich einen gigantischen technischen Aufwand für ihre Animationsfilme betreiben, erklärt das so:

„No amount of the best animation in the world will ever save a bad story, or a bad story reel. But once you have a really good story reel and it’s working, it will get 10 to 100 times better once it’s animated and in color.“

Und so ist auch Victoria zu verstehen. Dass es ein One-Take-Film ohne Schnitt geworden ist, ergibt sich aus der Intensität der Geschichte, die auf diese Weise verstärkt wird. Erst kam die Geschichte, dann die Idee, sie ohne Schnitt umzusetzen. In diesem Interview erklärt der Regisseur, Sebastian Schipper, warum er Victoria, dessen Handlung sich um einen Banküberfall herum entwickelt, nicht als »normalen« Thriller inszeniert hat:

Sebastian Schipper in dem Interview:

„Der langweiligste Banküberfall, bei dem vielleicht nur ein paar schlecht organisierte Typen 5000€ aus der Bank rausholen – wenn ich dabei sein könnte, unsichtbar, dann wär’s eins der größten Erlebnisse meines Lebens. Das wär so wahnsinnig spannend. Warum verplempert Kino soviel Energie und Zeit und Kosten und Wahnsinn und Potential damit, immer alles aufzublasen.“

Stattdessen wollte er so nah an die Menschen, so nah wie es irgendwie ging – „unsichtbar“ – die Menschen begleiten. Das Ironische daran ist, dass er dafür – natürlich – auch einen immensen Aufwand getrieben hat. Aber eben den Aufwand, der zu seiner Story passt, und nicht die spektakulären computeranimierten Explosionen oder atemberaubende Superschurken-Technik aus typischen Blockbustern.

Aufwand gehört am Ende immer dazu, wenn man seine Geschichte so erzählen möchte, dass sie die Menschen berührt. Auch wenn man ihn nicht sieht. Gerade wenn man ihn nicht sieht. Das Leichte erfordert immer eine vorherige Anstrengung. Entscheidend ist aber, dass es die richtige Anstrengung ist. Dass mein Ziel, dass meine Story den Aufwand bestimmt, nicht umgekehrt.

Und am Ende gehört auch fast immer doch Technik dazu, ohne die auch Victoria nicht möglich gewesen wäre, wie Rodek in der Welt erläutert:

„Das hat es in der Filmgeschichte noch nicht gegeben. Konnte es auch nicht, vor der Erfindung digitaler Kameras. Schipper nutzt den technischen Fortschritt, wie “Star Wars” und “Batman” den technischen Fortschritt nutzen, aber diametral anders. Ihm geht es nicht um die Perfektionierung der Illusion, sondern um die Augmentierung von Realität.“

Ist das nicht der Hammer?

Der T-Bone TBII ist der beste Hammer der Welt. Aber wenn man einen Schraubenzieher braucht, ist er leider nutzlos.

Er ist der Hammer. Er ist einfach DER Hammer. Elegant, leichtgewichtig und präzise. Durch seine Titankonstruktion in Verbindung mit einem wechselbaren aufgerauhten Stahlkopfaufsatz ist er erheblich leichter als ein vergleichbar schlagkräftiger Stahlhammer. Mit seiner magnetischen Spitze erlaubt er den Einhandbetrieb, z.B. um sich mit der anderen Hand festzuhalten, während man auf einer Leiter steht. Sein ergonomischer Griff liegt in der Hand, als hätte man nie etwas anderes gehalten. Er ist der Stiletto TiBone. Und Sie merken schon: Er ist der Rockstar unter den Hammern. Deshalb kostet er auch 263 US Dollar.

Nur blöd…

… wenn man gar nichts hämmern, sondern etwas schrauben will. Dann ist der TiBone in all seiner Perfektion leider vollkommen nutzlos. Denn er ist vieles. Aber er ist eben kein Schraubenzieher.

Und was hat das mit Präsentieren zu tun?

Wenn man so will, ist Powerpoint auch so ein perfekter Hammer. Powerpoint kann ein ideales Werkzeug für viele Situationen sein. Zum Beispiel, für einen klassischen Einer-zu-Vielen Vortrag, der mit Bildern, Text oder Zahlen veranschaulicht wird. (Unter der Voraussetzung natürlich, dass ich es richtig mache. Denn nur weil ich einen super Hammer habe, kann ich ja auch noch lange kein Haus bauen.)

Ein perfektes Werkzeug ist aber nichts wert, wenn man es für die falsche Aufgabe verwendet. Zum Beispiel ist Powerpoint in Meetings oder Verkaufsgesprächen, in denen es darum geht, sich auszutauschen und zu diskutieren, Angesicht zu Angesicht, in den allermeisten Fällen fehl am Platz. Während Powerpoint-Folien in einem klassischen Vortrag Ihre Botschaft einprägsamer machen können, bewirken sie in gewünschten Dialogsituationen oft das Gegenteil. Denn dann starren alle auf die Projektionsfläche, anstatt einander in die Augen. Ihr Publikum wird automatisch eher konsumieren als interagieren.

Fest steht:

Ein Vortrag muss immer mit den Werkzeugen umgesetzt werden, die Sie als Vortragenden und Ihre Ziele unterstützen. Und manchmal muss man dafür eben hämmern und manchmal muss man schrauben.

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Let’s Talk mit Peter Claus Lamprecht, Präsentationsberater aus Hamburg. Wir haben uns gefragt, ob, wie und in welcher Situation Programme wie PowerPoint und andere Werkzeuge helfen, Präsentationen besser zu machen.

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Let’s Talk: Der neue Kommunikations-Podcast

Es ist Zeit zu reden. Heute startet mein Podcast „Let’s Talk“, so etwas wie die Tonspur zum Blog. Mit wechselnden Gesprächspartner grabe ich mich tief in alles, was mit Kommunikation und Präsentation zu tun hat.

In der ersten Folge unterhalte ich mich mit einem besonderen Gast: Peter Claus Lamprecht, der vor zwei Wochen sein 25-jähriges Jubiläum gefeiert hat und zu den besten Präsentationsexperten Deutschlands gehört.

Eine Auswahl unserer Themen:

  • Wie bitte? Bildersuche über das Telefon? Welche Vorteile das vor 25 Jahren hatte und heute noch hätte.
  • Was stimmt nicht mit PowerPoint? Und ein einfacher Verbesserungsvorschlag dafür.
  • Wer ist eigentlich schuld an schlechten Vorträgen, der Redner oder das Publikum?
  • Warum die perfekte Präsentationsweisheit zwar überzeugend einfach, aber dennoch falsch ist.

Hören Sie die erste Folge hier direkt an – und vergessen Sie nicht, den Podcast zu abonnieren.

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PowerPoint für’s iPhone – eine verpasste Chance

Microsoft Office gibt’s jetzt auch für das iPhone. Spannende Präsentationen kann man damit allerdings nicht erstellen.

Jetzt gibt es also PowerPoint auch auf iPhones, zumindest für Abonennten des Office365-Dienstes. Die gute Nachricht: Das wird nicht dazu führen, dass wir noch mehr schlechte PowerPoint-Vorträge erleben. Denn viel kann man mit dem Programm nicht machen. Eigentlich nur Präsentationen ansehen und den ein oder anderen Text verändern; also z.B. noch die aktuellen Zahlen, die erst unterwegs eingetroffen sind, ersetzen.

Schwächen vermieden

Microsoft hat mit Office Mobile für das iPhone also eine App veröffentlicht, die die Schwächen von Smartphones umschifft. Tippen ist noch immer umständlich, komplexe Menüs wie wir sie von Office kennen, finden auf dem kleinen Display keinen Platz.

Schade ist, dass Sie umgekehrt nicht die Stärken nutzen. Die vielen Zeichen-, Animations– und Foto-Apps zeigen ja, wie intuitiv man mit Smartphones manche Aufgabe erledigen kann, die am PC-Bildschirm mühevoll sind.

Stärken aber auch

Schade allemal, dass man nicht einmal die eigenen Fotos einsetzen kann, z.B. das Foto, dass man noch am Bahnhof auf dem Weg zum Vortrag geschossen hat. Warum kann man nicht wenigstens hier mal einen Pfeil und dort eine Markierung ergänzen? Von einfachen Skizzen ganz zu schweigen, dafür wäre ja der Touchscreen geradezu prädestiniert.

Viel mehr als diese drei Fähigkeiten – Bilder, Markierungen und Skizzen – braucht man gar nicht, um spannende Geschichten zu erzählen. Aber dass Präsentieren bedeutet, Geschichten zu erzählen, hat man in Redmond offenbar noch nicht verstanden.

Sitzen ein Student und ein Techniker beim Spiegel …

Regelmäßig nutzen die großen Nachrichtenmagazine den allgemeinen PowerPoint-Frust, um in einem Artikel entweder das Übel anzuprangern oder die Gralsbringer der PowerPoint-Alternativen anzupreisen. Am Wochenende versuchte sich der Spiegel wieder in letzterem. Wie war ich von dem Artikel frustiert. Im Einzelnen:

„Einige Studenten tüfteln lange an der perfekten Powerpoint-Präsentation,“
Das ist gut.

„den Studenten Philipp von Hammerstein, 20, beeindruckt das nicht.“
Wer war noch mal dieser Philipp von Hammerstein?

„Er findet diesen Vortragsstil sogar ziemlich langweilig. Folie für Folie, Chart für Chart.“
Die meisten Präsentationen sind so – leider – und zwar unabhängig davon, ob sie mit PowerPoint, Prezi, Flip-Chart oder sonst irgendetwas vorgetragen werden.

„[…] Für seine Präsentationen an der Uni suchte er im Netz nach Alternativen und fand Prezi. „Tolle Sache“, lautet sein Fazit nach rund 15 Präsentationen.“
Wer war noch mal dieser Philipp von Hammerstein?

„Das webbasierte Programm folgt nicht dem klassischen Präsentationsansatz der Diashow, sondern setzt auf eine Art virtuellen Rundgang durch eine Mindmap. […] ’Diese Auffassung von der Präsentation als unbegrenzte Ideensammlung ist das wirklich Neue an Prezi’, sagt Dorothee Wiegand von der Computerzeitschrift „c’t“.“
Wenn es einen Grund gibt, PowerPoint und nicht dem Vortragenden die Schuld für schlechte Vorträge in die Schuhe zu schieben, dann ist es wahrscheinlich die Tatsache, dass PowerPoint von Ingenieuren und Programmierern entwickelt wurde und nicht von Rhetorikern, Dramaturgen und Designern. Und wenn der Spiegel jetzt eine Redakteurin einer Technikzeitschrift zu Rate zieht, dann verheißt das nichts Gutes (Nichts gegen c’t, ich war selbst lange Zeit interessierter Leser. Auch nichts gegen Informatik, das hab ich ja selbst studiert.).

Aber zur Sache: Die unbegrenzte Präsentationsfläche ist sicher eine der attraktivsten Angebote von Prezi. Umgekehrt ist gerade die wenig zielgerichtete „Ideensammlung“ auf Bullet-Point-Folien einer der Gründe, warum PowerPoint-Präsentationen oft so ermüdend sind. Die Nutzer packen alles, was sie zu einem Thema wissen auf die Folien. Warum sollte die „unbegrenzte Ideensammlung“ bei Prezi da anders sein? Gute Vorträge hält nur, wer sich über seine Botschaft klar wird, einen interessanten roten Faden findet und seine Informationen klar und verständlich strukturiert – und zwar unabhängig vom Werkzeug.

„In der Praxis sieht die Arbeit mit Prezi vor allem bunt aus:“
Oh ja.

”[…] Wie bei einer Kamerafahrt schwenkt das Programm von Aspekt zu Aspekt und zoomt je nach Bedeutung der einzelnen Punkte stärker herein.“
Oooh ja – oh nein.

„Ein Nachteil: Es gibt keine direkte Excel-Anbindung. “Tabellen lassen sich nicht so bequem einbinden”, erklärt Wiegand.“
Wie gesagt: Techniker. Also wenn die fehlenden Excel-Tabellen das einzige Problem von Prezi sind, dann frag’ ich mich doch, warum ich so viele nervende Prezis sehe.

„[…] Bei Programmen à la Powerpoint könne man sich an den Folien entlanghangeln, sagt Philipp von Hammerstein.“
Wer war noch mal dieser Philipp von Hammerstein?

„Bei Zooming-Presentations müsse der Vortrag freier und flexibler gestaltet werden. “Der Redner muss sich in seinem Thema sehr gut auskennen.” Wer beim Vortragen schüchtern sei, für den seien solche Programme weniger geeignet.“ “
Wer sich in seinem Thema nicht sehr gut auskennt, sollte sich vor allen Dingen erst einmal mit seinem Thema beschäftigen, bevor er die Zeit anderer bei schlechten Vorträgen stiehlt. Wer sein Thema nicht gut kennt, der macht schlechte Vorträge, unabhängig vom verwendeten Werkzeug.

„Dorothee Wiegand sieht die Grenzen von Zooming Presentations auch in der Zielgruppe: Diese Art der Präsentation sei “hipp, cool und jung”, sagt sie und eigne sich daher eher für für [sic!]kreative Branchen, beispielsweise in der Werbung. Eine Business-Präsentation mit vielen Zahlen würde sie damit eher nicht machen.“
Ach ja, Excel fehlt ja, also kann man mit Prezi keine seriösen Business-Präsentationen machen, sondern nur hippe Präsentationen von Kreativen. Was für ein Quatsch ist das denn? Gerade diese Business-Präsentationen sind es doch, die den PowerPoint-Frust verursachen. Und als ob es nicht auch coole Typen außerhalb der Werbebranche gibt.

Ich schimpfe ja oft genug über Prezi. Aber sicher nicht, weil man damit nicht sinnvoll Zahlen präsentieren könnte. Viele Zahlen sind eh nichts für Folien. Wenn ich für meine Kunden nach sorgfältiger Abwägung eine Prezi erstelle, dann deswegen, weil sich das Thema dafür eignet, nicht weil die Zielgruppe hippe Träumer sind, die eh nicht an seriösen Informationen interessiert sind.

Der Rest des Spiegel-Artikels ist belangloses Geplänkel über Online-Alternativen zu PowerPoint (SlideRocket ist zweifellos ein nettes Werkzeug).

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Dr. Michael Gerharz