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Die komischen Kleider des Higgs-Bosons

Mit der (wahrscheinlichen) Entdeckung des Higgs-Bosons ist wohl der entscheidende Nachweis der umfassendsten Theorie gelungen, die die moderne Physik zu bieten hat, dem sog. Standardmodell der Quantenphysik. Jahrzehntelang hatte man nach diesem Higgs-Boson gesucht. Zu Recht, denn solange dieses Elementarteilchen nicht gefunden ist, steht auch das Standardmodell der Quantenphysik auf wackligen Beinen.

Schlimmer noch: hätten die Experimente am Teilchenbeschleuniger gar gezeigt, dass das Higgs-Boson nicht existiert, stünde heute diese Theorie und wohl auch die Physik als Ganzes vor einem Neuanfang. Man kann also mit einigem Recht vermuten, dass die Entdeckung des Higgs-Bosons der bisher wichtigste Tag der Physik in diesem Jahrhundert war.

Was zieh’ ich nur an?

Und was machten die Physiker an diesem Tag? Sie präsentierten ihre Ergebnisse in Comic-Sans. Folgerichtig dauerte es nicht lange, bis das Internet eine Welle des Spotts über sie ergoss. Ausgerechnet Comic-Sans, die kindischste aller Schriften, hatten sie für ihre Präsentation gewählt.

Doch ganz so einfach sollten wir es uns nicht machen. Denn in gewisser Weise gilt wahrscheinlich in Sachen Higgs-Boson mehr als bei irgend einem anderen Thema: Content is king. Wer etwas zu sagen hat, der braucht sich über die Form wenig(er) Gedanken zu machen. Der Aha-Effekt überragt hier jeden noch so großen Wow-Effekt. Die CERN-Forscher hatten ganz sicher etwas zu sagen.

Kleider machen Leute

Und dennoch: Der Spott der Weltpresse zeigt, welch’ einmalige Chance hier vergeben wurde. Es wird nicht viele Gelegenheiten geben, bei der die Weltöffentlichkeit noch einmal so gebannt auf die Physik schaut. Hätte man das nicht nutzen müssen, um für die Physik auch als Fach zu werben, z.B. indem man zeigt, dass Physik etwas schönes ist? Dass man Physik auch verstehen kann? Dass es nicht nur die Heimat verrückter Wissenschaftler ist?

Stattdessen mussten wir Folien wie diese ertragen (komplette Präsentation hier), bei denen – ehrlich gesagt – die Wahl von Comic-Sans noch das geringste Übel ist. Wer soll das verstehen?

Wundervoller Einsatz der Comic-Sans auf dieser schrecklichen Folie aus der Präsentation zur Bekanntgabe der (wahrscheinlichen) Entdeckung des Higgs-Bosons.

Dass es besser geht, zeigen die zahlreichen Videos, die es im Netz zu dem Thema gibt. Statt Spott wäre der Ruhm der CERN-Wissenschaftler noch um einiges größer gewesen, hätten sie selbst sich um eine verständlichere – vielleicht auch ansprechendere – Darstellung ihrer Ergebnisse bemüht. Es ist eben doch nicht nur das Sahnehäubchen, wenn man sich um eine verständliche Präsentation seiner Gedanken bemüht.

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Wie wir Farben wahrnehmen

Color is about a lot more than just opening your eyes.

Diese BBC-Dokumentation zeigt, wie Menschen Farben unterschiedlich wahrnehmen; sogar dieselben Menschen zu verschiedenen Zeitpunkten, abhängig davon, wie sie über Farben sprechen, wie sie sich fühlen, ja sogar abhängig von ihrem Alter und ihrem Geschlecht.

1. Pink ist nicht gleich rosa – und grün ist nicht gleich grün

Ob zwei Farben ähnlich auf uns wirken oder nicht, hängt anscheinend nicht nur von deren Wellenlängen ab, sondern auch von unserem Sprachgebrauch. „Das ist nicht rosa, das ist pink“, belehrt mich meine Tochter desöfteren. Insbesondere seit sie in den Kindergarten geht unterscheidet sie mühelos etliche Rosa-Töne. Und das liegt möglicherweise daran, dass sie im Spiel mit ihren Freundinnen verschiedene Namen für diese Farbtöne selbstverständlich verwendet.

Tests mit dem Himba-Stamm aus Namibia weisen auf diese Interpration hin (Video). Die Himba sind mühelos in der Lage, Grün-Töne zu unterscheiden, die für uns kaum unterscheidbar sind. Sie haben unterschiedliche Namen für diese Grün-Töne und finden daher in dem Beispiel unten links auf Anhieb dasjenige Quadrat, das sich von den anderen unterscheidet (Auflösung am Ende des Artikels). Umgekehrt können Sie die Blau- und Grüntöne in dem Beispiel rechts nur schwer unterscheiden. Vermutlich weil die beiden Farbtöne in ihrer Sprache denselben Namen haben.

links: die Himba erkennen das minimal hellere Quadrat auf Anhieb, haben aber Schwierigkeiten das blaue von den übrigen Quadraten zu unterscheiden

2. Die Farbe ist mit den Mächtigen

Farbwahrnehmung hängt offenbar auch von unserem Gemütszustand ab. Der Wissenschaftler Beau Lotto konnte nachweisen, dass Menschen, die sich mächtig fühlen, sensibler auf Farbänderungen reagieren als andere Menschen. Neben der Gemütslage beeinflussen auch Geschlecht und Alter unsere Farbwahrnehmung. So kann ein und dieselbe Szene auf uns an unterschiedlichen Tagen unterschiedlich wirken. Und noch mehr: nur durch unsere Erfahrung erhalten die Farbinformationen, die auf unsere Augen treffen, ihre Bedeutung. Beau Lotto, Leiter des Londoner Lottolab zur Wahrnehmungsforschung, fasst das so zusammen:

Das Licht, das auf unsere Augen fällt – die sensorische Information – ist bedeutungslos, weil sie buchstäblich alles bedeuten kann. Und daher gilt für sensorische Informationen dasselbe wie für Informationen im Allgemeinen. Sie haben keine inhärente Bedeutung. Was wir mit den Informationen tun, das ist wichtig.

In diesem TED-Vortrag demonstriert Lotto, wie die Farbwahrnehmung durch äußere und innnere Faktoren beeinflusst wird.

3. Wenn rot gleich grün ist

Neben diesen soziolgischen Einflüssen gibt es aber auch handfeste genetische Ursachen für unterschiedliche Farbwahrnehmung. Nämlich das, was im Volksmund Farbenblindheit heißt, aber real eher als Rot-Grün-Schwäche auftritt. Betroffen sind zwischen 5-10% der Bevölkerung, zum überwiegenden Teil Männer. Die meisten Betroffenen haben beeinträchtigte oder nicht funktionierende Farbrezeptoren für rot oder grün. Sie können dann diese beiden Farben schwer bis gar nicht unterscheiden. Das kann dann z.B. dazu führen, dass die für die meisten von uns so vertraute rot/grün-Ampel für Betroffene ihre Bedeutung verliert:

Beispiel für die unterschiedliche Farbwahrnehmung bei Farbschwächen

Auflösung zum grün-Rätsel: das Quadrat an der gleichen Position wie das blaue im rechten Bild ist minimal heller.

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Eine Tragödie hat sich ereignet: Lord Smithe wurde ermordet. Gelingt es Ihnen, in zwei Minuten herauszufinden, wer der Mörder ist?

(Es lohnt sich, das Video gesehen zu haben, bevor Sie weiterlesen).

Wenn Sie die Veränderungen nicht bemerkt haben, dann sind Sie in bester Gesellschaft, denn der Großteil Ihrer Mitmenschen kann das ebensowenig. Die Werbung von London-Transport nutzt eine menschliche Eigenschaft aus, die man in der Wissenschaft Veränderungsblindheit nennt: Wenn wir unsere Aufmerksamkeit gezielt auf einen bestimmten Aspekt lenken, dann nehmen wir alle anderen Aspekte einer Szene nur noch äußerst eingeschränkt war – und bemerken daher auch deren Veränderung nicht.

Hintergrund: Die Sache mit der Tür

Einen eindrucksvollen wissenschaftlichen Nachweis für dieses Phänomen haben die beiden Forscher Daniel Simons und Daniel Levin von der University of Illionois erbracht. Sie testeten die Aufmerksamkeit von Passanten auf der Straße, indem sie einen Schauspieler baten, mit einer Karte in der Hand ahnungslose Passanten nach dem Weg zu fragen. Noch während der Erklärung kreuzten zwei Arbeiter, die eine Tür trugen, den Weg – genau zwischen Passant und Schauspieler. Der Clou: während die Tür dem Passanten die Sicht versperrte, wurde die erste Person nicht sichtbar für den Passanten ausgetauscht.

Das interessante Ergebnis: Etwa 50% der Teilnehmer bemerkten den Wechsel nicht; und zwar unabhängig davon, ob die zweite Person anders gekleidet war. Selbst einen Wechsel des Geschlechts bemerkten viele Teilnehmer nicht.

Wir sehen immer aktiv

Was wir wahrnehmen, hängt offenbar wesentlich davon ab, wohin wir unsere Aufmerksamkeit lenken. Obwohl wir vielleicht subjektiv den Eindruck haben, stets ein vollständiges Bild der Realität um uns herum passiv aufzunehmen, können wir in Wahrheit nur einen winzigen Ausschnitt bewusst wahrnehmen, eben denjenigen, auf den wir gerade aktiv unsere Aufmerksamkeit lenken.

Übrigens nutzen das auch Magier immer wieder aus, um uns hereinzulegen. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit z.B. mit Handbewegungen gezielt ab, so dass eine bestimmte Veränderung, die den eigentlichen Trick ausmacht, unserer Aufmerksamkeit verborgen bleibt.

Eine Präsentation ist keine Zauberei

Für Ihre Präsentation sollten Sie aber gerade den umgekehrten Schluss ziehen. Denn Ihre Aufgabe ist es in aller Regel nicht, die Aufmerksamkeit der Zuhörer abzulenken, sondern gezielt so zu lenken, dass Sie Ihre Ideen optimal verstehen. Überprüfen Sie vor Ihrer nächsten Präsentation vielleicht noch einmal, ob Ihre Folien (oder auch Ihre Ausführungen) Bestandteile enthalten, die Ihre Zuhörer ablenken. Unnötig komplizierte Diagramme, überflüssig lange Texte oder viel zu ausführliche Tabellen gehören auf den Prüfstand. Erwarten Sie auch nicht unbedingt, dass Ihre Zuhörer jede kleinste Detailinformation aktiv verinnerlicht haben, nur weil Sie sie in einem Nebensatz erwähnt oder in der Ecke einer Folie versteckt gezeigt haben.

Eine Präsentation ist weder Zauberei noch Detektivarbeit. Sie hat nicht das Ziel zu verschleiern, sondern eine Idee so klar wie möglich in die Köpfe der Zuhörer zu bringen. 

Schwerpunkt Vorher-Nachher: Reduktion auf das Wesentliche

Wissenschaftler haben zwei ganz große Sorgen: Vollständigkeit und Seriosität. Beides führt zu einem tiefen Misstrauen gegenüber modernen Präsentationsmethoden. Denn wenig Text auf den Folien bedeutet, dass man nicht alles aufschreiben kann, und eine visuell anspruchsvolle Darstellung, die statt auf Text auf anschauliche Abbildungen setzt, hat leicht den Anschein von “unseriösem Marktgeschrei”.

Patrick Peschlow

Dass es sich hier aber überhaupt nicht um Widersprüche handelt, macht der heutige Gastbeitrag von Patrick Peschlow sehr deutlich. Er steht unmittelbar vor seiner Promotion im Fach Informatik und beschäftigt sich mit komplexen Problemen der Simulation von Computernetzen. Dass er fachlich auf höchstem Niveau forscht, weiß ich noch aus gemeinsamen Tagen an der Universität Bonn. In seinen Vorträgen gelingt es ihm jedoch, selbst komplexe Themen einfach darzustellen, indem er die Folien gezielt als Hilfsmittel zur Veranschaulichung einsetzt – anstatt sich wie andere zum Sklaven voll beschriebener Folien zu machen.

Wie Patrick Peschlow den in der skeptischen Wissenschaftswelt mutigen Schritt zu klareren Präsentationen getan hat und welche Reaktionen er dabei erfahren hat, schildert er in seinem Artikel.

Weniger Ist Mehr

von Patrick Peschlow

Wir schreiben November 2000, mein drittes Semester an der Uni Bonn. Eine Woche noch bis zu meinem Vortrag beim Proseminar “Internetprotokolle”. Meine erste Präsentation mit Powerpoint. Doch bislang lächelt mich nur eine leere Folie an. Ein Einstieg muss her, und zwar bald.

Ich wähle schließlich einen Ansatz, den Sie vielleicht kennen: Orientiere Dich an dem, was Du kennst und was Dir gefällt. Denn bereits in meinem ersten Semester hatte ich in einer Vorlesung ein Foliendesign kennengelernt, das mir gut gefiel; mit bunten Elementen, einer übersichtlichen Anordnung und einer detaillierten Darstellung der Inhalte. Tatsächlich gefielen mir die Vorlesungsfolien sogar so gut, dass ich oft auf den Besuch der Vorlesung verzichtet und stattdessen lieber zu Hause die Folien studiert habe. Keine Frage: Die Folien meiner ersten Powerpoint-Präsentation sollten sich an diesen tollen Vorlesungsfolien orientieren.

Der Vortrag lief gut und ich war zufrieden – so zufrieden sogar, dass ich bei meinem nächsten Vortrag dasselbe Design erneut verwendete. Beim übernächsten Vortrag auch. Und dann erneut, und so weiter. Ob Seminar-, Praktikums-, Diplomarbeits- oder Promotionsvortrag, ob Projekt- oder Konferenzpräsentation, meine Vortragsvorbereitung war stets die gleiche: Die Folien vom letzten Vortrag nehmen, sie von den alten Inhalten befreien und mit neuen Inhalten füllen. Trotz der Vielzahl an Präsentationsgelegenheiten hielt ich also genau genommen jedes Mal den gleichen Vortrag, nur eben mit anderen Inhalten. Ob das Design der Vorlesungsfolien für meine Vorträge überhaupt geeignet war, darüber hatte ich mir nie Gedanken gemacht. Aber sehen Sie selbst. Hier ist eine kleine aber repräsentative Auswahl von Folien aus meinen Präsentationen der Jahre 2000 bis 2007:

Vorher-Folie 2001Vorher-Folie 2003Vorher-Folie 2004

Als Leser dieses Blogs werden Sie vermutlich direkt bemerken: Auf den Folien ist zu viel Text! Und zu viel Text auf Folien bringt eine Reihe von Nachteilen mit sich. Vor allem zwei dieser Nachteile habe ich während meinen Präsentationen regelmäßig erfahren.

  1. Ich habe mich gewissermaßen zum “Sklaven” meiner Folien gemacht, d.h. ich fühlte mich genötigt, alle auf den Folien erwähnten Punkte auch tatsächlich zu erläutern. Einfach zur nächsten Folie zu wechseln würde ja bedeuten, dass ich etwas ausgelassen hätte. Und wer möchte schon etwas Wichtiges in seinem Vortrag auslassen? Da es auf der Folie steht, muss es ja wichtig sein. Oder?
  2. Ich habe ein ums andere Mal erlebt, dass die Zuhörer versuchen, gleichzeitig den Text auf meinen Folien zu lesen und mir zuzuhören. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich gut, dass man dabei aber in der Regel leider weder das eine noch das andere schafft.

Dennoch habe ich nie negatives Feedback zu einer meiner Präsentationen erhalten. Und wieso auch? Ich hatte stets ordentliche Folien vorbereitet, die ich dann gehalten habe. Es waren halt typische Powerpoint-Präsentationen, und was soll man von diesen schon erwarten?

Erst Anfang 2008 habe ich – in erster Linie dank diesem Blog, den Michael gerade gestartet hatte – zum ersten Mal bewusst über den Sinn und Zweck von Präsentationen nachgedacht. Schnell setzte sich eine wichtige Erkenntnis durch: Bei einer Präsentation besteht mein oberstes Ziel darin, den Zuhörern meine Botschaft erfolgreich zu vermitteln. Mein Vortrag soll es den Zuhörern so leicht wie möglich machen, diese Botschaft zu verstehen. Die Folien sind dabei nur ein Hilfsmittel, um den Vortrag zu unterstützen.

Diese Erkenntnis war für mich der Auslöser, mein Foliendesign zu ändern. Und zwar so, dass die Folien mich bei meinem Vortrag nicht mehr einschränken, geschweige denn mit mir um die Aufmerksamkeit meines Publikums konkurrieren würden. Ich entschied mich für eine Verschlankung meiner Folien anhand des Mottos “Weniger ist mehr”. Es sollte nur noch auf Folie kommen, was ich für meinen Vortrag auch tatsächlich benötige. Der Vortrag selbst sollte wieder im Mittelpunkt stehen. Sehen Sie hier eine Auswahl von Folien aus Präsentationen, die ich seit 2008 gehalten habe:

Nachher-Folie 1Nachher-Folie 2Nachher-Folie 3

Bei einer Konferenzpräsentation im April 2008 ergab sich für mich die erste Gelegenheit zum Praxistest. Zusätzlich zu den schlankeren Folien wendete ich noch eine kleine Technik an, mit der ich mein Publikum vom ersten Moment an auf mein Thema fixieren wollte. Ich brachte einfach die Kernbotschaft meines Vortrags direkt auf die erste Folie:

Einleitungsfolie

Begonnen habe ich meine Präsentation mit den Worten: “Wenn Sie auch nur eine Sache aus meinem Vortrag mitnehmen, dann soll es diese hier sein.” Danach habe ich die Botschaft auf der Folie kurz erläutert. Erst anschließend begann ich meinen eigentlichen Vortrag über die konkreten Inhalte des Konferenzpapers. Auf der letzten Folie habe ich dann die Kernbotschaft erneut gezeigt.

Im Anschluss an die Präsentation erhielt ich unerwartetes Feedback. Einer der Zuhörer kam zu mir und lobte mich für die Klarheit der Darstellung, ein anderer wiederum bezeichnete meine erste Folie als “extrem effektiv”. Später erklärte mir ein weiterer Zuhörer sogar, dies sei eine der besten Präsentationen gewesen, die er in den letzten Jahren auf einer Konferenz gesehen hätte. Allein diese drei Reaktionen zeigten mir schon: Die Änderungen hatten sich gelohnt. Und dabei waren sie so einfach gewesen.

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Neue Wege

Routine langweilt. Jeder, der schon einmal über Stunden die selben Handgriffe immer und immer wieder durchführen musste, weiß das. Hohe Wissenschaft bedarf es dazu eigentlich nicht.

Und doch, wenn wir anderen etwas erklären, halten wir uns selbst nicht daran und gehen immer dieselben Wege. Vorträge verwenden grundsätzlich PowerPoint, haben einen immer gleichen Aufbau, jede einzelne Folie enthält Stichpunktaufzählungen im Corporate Design usw. Abwechslung Fehlanzeige.

Wir tun gerade so, als sei jedes Thema gleich, als könne man alles in das immer wieder selbe Schema packen, und denken, es sei immer derselbe gesicherte Weg, der uns und unsere Zuhörer zum Ziel führt.

Wir brauchen Abwechslung, damit wir Spaß an etwas haben, und wir brauchen Abwechslung, damit unser Gehirn Informationen besser verarbeiten kann. Daher hilft es auch in Vorträgen, die bekannten Wege zu verlassen und, wenigstens ab und an, die steinigen, holprigen und bisweilen mutigen Wege zu suchen.

Wer das nicht wahrhaben mag, für den erklärt der Neurobiologe Martin Korte, Autor des Buches Wie Kinder heute lernen, in der aktuellen Ausgabe von Geo Wissen aus wissenschaftlicher Sicht die Wirkung von Überraschungen:

Biochemisch gesprochen wird dann in zwei Hirnregionen der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet, der die Neugier weckt und die Konzentration steigert. Das wiederum ermöglicht es Hirnzellen, sich Lernerfahrungen besonders gut einzuprägen.

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Wie groß ist ein Grippevirus?

Schneidermaßband

Jeder hat eine ungefähre Vorstellung davon, wie groß 10cm sind. Oder 1cm. Oder 1m. Es sind Größen, die wir aus unserer unmittelbaren Erfahrungswelt kennen. Für alle diese Größenordnungen fallen uns Gegenstände ein, von denen wir wissen, dass sie ungefähr diese Längen haben.

Was aber, wenn eine Größe tausend mal kleiner ist, als alles, was wir noch gerade so erkennen können?

Das gesunde menschliche Auge kann ohne technische Hilfsmittel unter optimalen Bedingungen Dinge bis zu einer Größe von etwa 0,1mm erkennen. Ein Salzkorn ist etwa 0,5mm groß, etwa fünfmal kleiner und damit zumindest prinzipiell gerade noch erkennbar ist die menschliche Eizelle.

Kind schaut in ein Mikroskop

Alles, was noch kleiner ist, können wir nicht mehr erkennen, geschweige denn Aussagen über Form und Gestalt treffen. Ein rotes Blutkörperchen ist z.B. knapp hundertmal kleiner als ein Salzkorn, ein Grippevirus etwa tausendmal kleiner als eine menschliche Eizelle.

Um solch kleine Strukturen sichtbar zu machen, helfen Mikroskope. Durch die immer weitere Perfektionierung dieser Technik ist uns heutzutage die Gestalt vieler mikroskopisch kleiner Strukturen vertraut. Die meisten von uns haben sogar selbst einmal im Biologieunterricht Pantoffeltierchen und andere Einzeller unter dem Mikroskop untersucht. Aus den Medien sind uns sogar Strukturen bis hin zur Atomgröße vertraut.

Wie klein aber sind solche kleinen Sturkturen?

H1N1-Influenzavirus

Es ist eine Sache, die Struktur mikroskopisch kleiner Welten wie z.B. des hier abgebildeten H1N1-Virus sichtbar zu machen. Wenn es aber darum geht, ein Gefühl dafür zu geben, wie klein klein eigentlich ist, helfen solche Darstellungen nicht weiter.

Eine sehr anschauliche Antwort auf diese Frage hat das Genetic Science Learning Center der Universität von Utah gefunden. Mit dieser interaktiven Animation kann man sich in die Welt der Mikroorganismen hineinzoomen. Beginnend bei einer Kaffeebohne taucht man durch einfaches Bewegen eines Schieberegler immer tiefer ein in die Welt der Mikroorganismen, über eine Salzkorn, Amöben, Hautzellen, Viren bis hin zu einzelnen DNA-Bestandteilen.

Die Animation ist nicht nur anschaulich, sie macht auch Spaß. Klicken Sie sich unbedingt selber durch.

Und warum funktioniert das so gut?

Warum sind wir fasziniert von Darstellungen wie diesen? Weil wir – anders als bei drögen Aufzählung von Fakten – auf eine kleine Abenteuerreise gehen. Jeder, der den Schieberegler bedient, taucht auf seine eigene Weise in die Welt der Mikroorganismen ein, erkennt Dinge wieder, vergleicht, schiebt vor und zurück, wundert sich und findet Erklärungen. So stecken in dieser Animationen viele kleine Geschichten. Und genau dann ist eine Visualisierung besonders gut gelungen: Wenn sie nicht nur die Fakten präsentiert, sondern wenn sie die Fakten zu einer spannenden Geschichte verknüpft, an die man sich auch erinnert.

[Nachtrag, 24.11.2015: Heute sind Animationen wie diese mit Prezi oder der Morph-Funktion in PowerPoint auch in Präsentationen zumindest prinzipiell umsetzbar und ein Beispiel für den sinnvollen Einsatz dieser Funktionen.]

Buchempfehlung: Gehirn & Erfolg von John Medina

Buchcover zu John Medinas

John Medinas lesenswertes Buch Brain Rules gibt es endlich auf Deutsch unter dem Titel Gehirn & Erfolg. Der Molekularbiologe übersetzt darin moderne Erkenntnisse über das Gehirn in Alltagssprache und erklärt ihre Bedeutung für unser tägliches Berufs- und Privatleben. Ich empfehle es Ihnen aus drei Gründen:

1. Auf den Boden der Tatsachen

Das Buch hält sich strikt an die Erkenntnisse der Hirnforschung. Mit Halbwissen der Art “90% unseres Gehirns sind ungenutzt” oder Mythen über die linke und rechte Hirnhälfte hält sich das Buch nicht auf. Stattdessen erklärt es auf solidem wissenschaftlichem Fundament, was wir über das Gehirn einigermaßen fundiert wissen (oder vermuten) und setzt es in Bezug zu unserem Alltagsleben. Dabei verschweigt Medina nicht die Grenzen der Wissenschaft:

Man kann mit Fug und Recht skeptisch gegenüber der Behauptung sein, die Hirnforschung könne uns eindeutig Auskunft daüber geben, wie wir bessere Lehrer, Eltern, Geschäftsführer oder Studenten werden.

Patentrezepte liefert er also nicht. Stattdessen leitet er aus dem (wenigen), was wir wissen, Handlungsempfehlungen ab, die dem Potential unseres Gehirns aus heutiger Sicht besser gerecht werden. Das ist gelegentlich nahe am gesunden Menschenverstand, z.B. dass Bewegung gut tut oder dass uns langweilige Dinge (wie z.B. viele PowerPoint-Präsentationen) nicht interessieren, aber solide begründet und von Halbwissen befreit.

2. In die Sphären der Wissenschaft

Pasted Graphic

Das Buch ist daneben aber ein hervorragendes Anschauungsmaterial, wie man wissenschaftlich anspruchsvolles Material allgemeinverständlich und unterhaltsam erklären kann. An keiner Stelle gibt es einfach nur “trockenes Wissen”. Medina versucht vielmehr, Wissen anschaulich zu machen, indem er immer wieder passende Geschichten findet, überraschende Erkenntnisse als Spannungsmoment einsetzt und – natürlich – eine möglichst einfache Sprache verwendet.

Dennoch fehlen die harten wissenschaftlichen Fakten nicht. Auf der begleitenden Webseite Brain Rules liefert Medina tiefergehende Erklärungen und sehr ausführliche Quellenangaben nach, eine Methode, die ich selbst oft schon zur Trennung von Vortrag und Handout empfohlen habe.

3. Praktische Präsentationstipps

Nicht zuletzt enthält das Buch einige handfeste Tipps zum Thema Präsentation, die natürlich ebenso sorgfältig begründet werden. Die vielleicht wichtigste Botschaft lautet dabei: Das Sehen übertrifft alle anderen Sinne. Als unmittelbare Schlussfolgerung folgt daraus, dass Textwüsten auf Folien fast immer eine schlechte Idee sind. Weitere Präsentationstipps aus dem Buch fassen diese Folien von Garr Reynolds sehr schön zusammen:

Gehirn & Erfolg ist sehr gut übersetzt, Freunde des englischen Originals erhalten aber bei der gebundenen Auflage eine Begleit-DVD (ohne die man das Buch aber genausogut versteht).

Links zu dem Buch
John Medina@Google stellt sein Buch in einem Vortrag bei Google vor
Die begleitende Webseite Brain Rules mit vielen ergänzenden Informationen
Der Blog zum Buch
John Medinas Homepage
Die 1-7-7-Regel für PowerPoint-Folien (mit Medina-Zitat)

Die 1-7-7-Regel für PowerPoint-Folien

Jahresbudgets sind eine praktische Sache. Sie fördern Eigenverantwortung, bringen das Geld dahin, wo es benötigt wird und bedarfsgerecht ausgegeben werden kann und geben allen Beteiligten Planungssicherheit. Nur: Sparsamkeit fördern sie nicht. Budgets neigen dazu, ausgegeben zu werden. Wer am Ende des Jahres noch Geld übrig hat, sorgt schleunigst dafür, es auch noch rechtzeitig auszugeben – die Furcht, im nächsten Jahr weniger zu bekommen, steckt allen im Nacken. Wer ein Budget hat, gibt also statt maximal eher mindestens so viel Geld aus wie erlaubt, und so wird aus einer Maximalregel eher eine sinnentstellte Minimalregel.

Die 1-7-7-Regel für PowerPoint-Folien ist auch so eine sinnentstellte Regel. Was vielleicht einmal gedacht war, um das allerschlimmste zu verhindern, nämlich von oben bis unten mit ganzen Sätzen voll geschrieben Folien, hat sich mittlerweile verselbständigt und findet sich in unzähligen Präsentationsratgebern als sinnvolles Maß für die Textmenge auf Folien. Aus einer Maximalempfehlung ist auf diese Weise eine sinnentstellte Minimalregel geworden:

Die 1-7-7-Regel für PowerPoint-Folien: Häufig empfohlene Regel für übersichtliche Folien: Immer nur ein Gedanke pro Folie, Sieben Punkte/Folie, sieben Wörter/Zeile. Diese Folie folgt der 1-7-7-Regel. Haben Sie schon einmal einen Vortrag gehört, der aus solchen Folien bestand? Wie fanden Sie denn das?

Das Problem: diese Regel ist schlicht unbrauchbar und in den meisten Fällen ein schlechter Rat. Der Präsentationsexperte Andrew Abela bezeichnet in seinem Buch Folien mit sieben Zeilen à sieben Wörtern gar als „die schlimmstmöglichen Folien“. Aber wo kommt diese Regel eigentlich her? Vermutlich geht sie zurück auf die Fehlinterpretation einer wissenschaftlichen Veröffentlichung des Psychologen George Miller aus dem Jahr 1956: The Magical Number Seven, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing Information. In dieser Studie zeigte Miller, dass es anscheinend eine Grenze von ca. 7 (±2) Elementen gibt, die unser Arbeitsgedächtnis aufnehmen kann, z.B. sieben Ziffern, Wörter usw. (mittlerweile gibt es hierzu detailliertere Untersuchungen).

Wie auch bei Mehrabians Körpersprache-Studie beruht jedoch auch hier die Übertragung der Studienergebnisse auf Präsentationen auf einem grandiosen Missverständnis. Millers Regel sagt – wie der Autor selbst schreibt – nichts, wirklich gar nichts aus „über die Fähigkeit einer Person, gedruckte Texte zu verstehen.“ Der bekannte amerikanische Informationsforscher Edward Tufte bringt das so auf den Punkt:

Millers Regel sagt nichts über die Menge an Informationen aus, die in einer Präsentation gezeigt werden sollen (solange die Folien nicht aus nonsense-Silben bestehen, die das Publikum sich merken und einem Psychologen aufsagen soll).

So weit so gut. Aber dass Millers Erkenntnisse nicht auf Präsentationen übertragbar sind, bedeutet ja noch nicht, dass die 1-7-7-Regel nicht vielleicht doch sinnvoll sein könnte.

Ist sie aber nicht, und zwar aus einem einfachen Grund: Der Mensch ist nicht besonders gut im Multitasking. Zwar können wir unterschiedliche Tätigkeiten gut parallel ausführen, z.B. können wir uns unterhalten, während wir spazieren gehen. Wir können auch Bilder betrachten und gleichzeitig einem Text zuhören, z.B. wenn wir einen Film ansehen. Diese Tätigkeiten benutzen aber jeweils unterschiedliche Kanäle in unserem Gehirn. Wir können aber nicht zwei Tätigkeiten in demselben Kanal gleichzeitig durchführen. Und genau das ist gefordert, wenn auf Folien viel Text steht. Das Publikum muss dann dem Vortragenden zuhören und gleichzeitig die Texte lesen, also zwei Tätigkeiten durchführen, die denselben Kanal verwenden.

Pasted Graphic

Der Biologe John Medina setzt in seinem Buch Brain Rules noch eins drauf: Menschen sind offenbar nicht in der Lage, überhaupt ihre Aufmerksamkeit verschiendenen Dingen gleichzeitig zuzuwenden. D.h. wenn wir Dinge gleichzeitig tun, dann tun wir nur eines davon bewusst, die anderen unbewusst. Medina bringt das auf den Punkt:

Um es ganz offen zu sagen: Die Wissenschaft zeigt, dass wir nicht multitaskingfähig sind. Wir sind biologisch unfähig, mehrere aufmerksamkeits-intensive Einflüsse gleichzeitig zu bearbeiten.

Das wichtigste Argument, das häufig für die 1-7-7-Regel genannt wird, nämlich dass die Stichpunkte eine prägnante Betonung der wichtigsten Inhalte einer Präsentation darstellen, ist damit völlig wertlos, weil das Publikum sie gar nicht angemessen verarbeiten kann. Das bedeutet dann wohl im Umkehrschluss, dass die einzige Möglichkeit, 1-7-7-Folien überhaupt sinnvoll einzusetzen, darin besteht, sie vorzulesen. Wer aber so etwas schon einmal erlebt hat, der wird sich mit ziemlicher Sicherheit an dieses Gefühl erinnern:

langweilig - über die 1-7-7-Regel eingeschlafen

One Minute Madness – So geht’s

Bei größeren wissenschaftlichen Konferenzen finden in der Regel mehrere Vorträge parallel statt, um ein möglichst breites Themenspektrum abzudecken. Das bedeutet, dass sich die Besucher anhand des Programms und der Vortragstitel entscheiden müssen, welche Vorträge sie besuchen – und dabei auch das ein oder andere Mal eine schlechte Wahl treffen. In letzter Zeit kommt jedoch eine spannendere Methode in Mode: die One Minute Madness. Bei dieser Veranstaltung am Morgen eines jeden Tages, haben alle Vortragenden Gelegenheit, das Publikum in (ungefähr) einer Minute neugierig auf ihren Vortrag zu machen.

Vor kurzem erhielt ich einen Hilferuf für eine solche Veranstaltung, bei der es nur eine einzige Regel für die One Minute Madness gab:

Jede Präsentation dauert exakt 45 Sekunden und enthält genau eine Folie, die danach automatisch wechselt.

Grund des Hilferufs war diese offensichtlich ungeeignete Folie:

Vorher-Folie für die One-Minute-Madness-Präsentation

Die Folie wirkt ein bisschen, als versuche man, einen Film im Schnelldurchlauf zu schauen; alles Wichtige aus dem 30-minütigen Vortrag soll in die 45 Sekunden gepackt werden. Das ist hier jedoch schon alleine deswegen zum Scheitern verurteilt, weil man nicht den Hauch einer Chance hat, diese Inhalte in so kurzer Zeit überhaupt zu erfassen, geschweige denn zu verstehen (ganz abgesehen davon, dass man selbst bei starker Vergrößerung nicht einmal alle Inhalte entziffern kann).

Die gute Nachricht ist dabei: Wenn es möglich wäre, den Inhalt eines 30-minütigen Vortrags komprimiert in 45 Sekunden zu erzählen, dann wäre der Vortrag ja überflüssig. Daher gilt: in der One Minute Madness geht es einzig und alleine darum, Appetit zu machen auf den eigentlichen Vortrag und nicht darum, alles vorwegzunehmen. Genau drei Fragen sind also für die Zuhörer zu beantworten:

  1. Interessiert mich das Thema? Wenn ja:
  2. Wo und
  3. wann findet der Vortrag statt?

Klar ist damit: die Folie muss Ort und Zeit enthalten. Außerdem wird ein Aufhänger benötigt, der Spannung für den eigentlichen Vortrag weckt. Mehr nicht. Also reduziert sich die Aufgabe darauf, eine spannende Frage zu finden, die die Zuhörer neugierig auf mehr macht – und eben nicht darauf, sämtliche Inhalte möglichst komprimiert zu verpacken.

In dem gegebenen Fall war eine Analogie recht schnell gefunden: „stille Post“ (engl. chinese whisper). Wenn man das in eine kleine Geschichte verpackt, sind die 45 Sekunden schnell gefüllt. Nämlich so:

1. Ausgangslage: Laut Programmheft sind heute Teilnehmer aus mindestens 18 verschiedenen Ländern anwesend.
2. Problem: Ich habe mich gefragt: Wie würde man in diesem Rahmen wohl „stille Post“ spielen?
3. Lösung: Irgendwie müsste man sicher eine gemeinsame Sprache finden, wahrscheinlich wäre das Englisch.
4. Übertragung: Wir haben ein ähnliches Problem, wenn wir eine Netzwerkverbindung zwischen zwei Rechnern über viele verschiedene Netze hinweg reservieren möchten. Leider gibt es hier keine Weltsprache „Englisch“. Deswegen haben wir das System „Harmony“ entwickelt, das eine Vielzahl existierender Netzwerkreservierungssysteme nahtlos miteinander verbindet.
5. Einladung Wenn Sie diese Sprache lernen möchten, lade ich Sie zu meinem Vortrag um 16:45 Uhr im Raum „Ford“ ein.

Visualisieren kann man das auf verschiedene Weise, z.B. rein typografisch:

Nachher-Folie für die One-Minute-Madness:

Zu den größten Sorgen eines Wissenschaftlers zählt der Vorwurf, etwas nicht vollständig beschrieben zu haben. Bei der One Minute Madness geht es jedoch ganz bewusst um Unvollständigkeit und darum, bei den Zuhörern das Verlangen nach der vollständigen Informationen zu wecken. Und ja: das darf man ruhig „Werbung“ nennen.

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Vorher-Nachher: Emotionen

Vor einiger Zeit bat mich ein Leser um Rat für seine nächste Präsentation, mit der er auf die gravierenden Wasserprobleme von Megastädten aufmerksam machen wollte. Der Vortrag sollte einen eher wissenschaftlich sachlichen Ton haben, gerade deswegen aber durch einen emotionalen Einstieg die Zuhörer für das Thema sensibilisieren. Dabei sollte folgende Folie helfen:

Vorher-Folie: Frau schöpft dreckiges Wasser

Die Folie ist emotional, keine Frage, und die Zahlen klingen dramatisch. Aber es gibt ein gravierendes Problem: sie haben nämlich nichts mit Megastädten zu tun. Wie wir später in der Präsentation erfahren, leben derzeit überhaupt „nur“ knapp 600 Mio. Menschen in Megastädten, also insgesamt deutlich weniger als die auf der Folie genannten Zahlen von 1 Mrd. und 2,6 Mrd Menschen, die sich demnach auf die weltweite Gesamtbevölkerung beziehen.

Gerade in einem wissenschaftlichen Umfeld ist Glaubwürdigkeit extrem wichtig. Die Folie könnte daher sogar kontraproduktiv wirken. Denn wenn der Verdacht aufkeimt, dass durch „Verbiegen“ von Statistiken Emotionen provoziert werden, dann ist die Glaubwürdigkeit schnell verspielt. Es ist also ein wenig Vorsicht geboten: Emotionen ja, (Über-)Dramatisierung nein.

Unappetitliches Abwasser

Einen interessanten Aufhänger bot jedoch ein Bild, das ursprünglich später in der Präsentation verwendet werden sollte und das eine verdreckte Abwasseranlage in Bangkok zeigt, aus der eine unappetitliche Brühe ins Wasser fließt. Solche Anlagen sind ein Grund für die Ausbreitung von Cholera und anderen Infektionskrankheiten, unter denen Bangkok zu leiden hat.

Dieses Bild ist damit ein guter Aufhänger für eine kleine Geschichte, die anhand des konkreten Beispiels „Bangkok“ in die Wasserproblematik der Megastädte einführt. Das Beispiel erfüllt gleich mehrere Zwecke. Neben einem emotionalen Zugang zu dem Thema können nämlich schon einmal die wesentlichen Probleme, die im Verlauf der Präsentation erläutert werden sollen, vorab konkret veranschaulicht werden. So haben die Zuhörer später eher ein Bild vor Augen, wenn sie die abstrakten Zahlen und Fakten hören.

Eine Bildsuche auf flickr liefert noch eine Reihe von Fotos, die für diese Einführung geeignet sind. Die folgenden drei Folien zeigen eine mögliche Umsetzung in PowerPoint, die erst Bangkok als Megastadt vorstellt und anschließend die Wasserprobleme der Stadt anhand der Abwassereinspeisung benennt.

Nachher-Folie 1: Bangkok – Stadt der Engel
Nachher-Folie 2: Megastadt mit 11 Mio. Einwohnern
Nachher-Folie 3: Megastadt ohne Abwasserreinigung

Als Anregung für den Einsatz von Geschichten zum Einstieg in Themen wie diese mögen auch die beiden folgenden TED-Präsentationen dienen. In der ersten Präsentation spricht Willie Smits über die Probleme bei der Wiederaufforstung in Indonesien und erzählt zu Beginn von einer einschneidenden Begegnung mit einem Orang-Utan-Baby.

In der zweiten Präsentation berichtet Majora Carter über ihre Mission, die Ghettos in der New Yorker Bronx (einer anderen Megastadt) zu einem lebenswerteren Ort zu machen und erzählt, wie ihr Hund ihr dafür die Augen geöffnet hat. Die Folien können sicher in beiden Vorträgen noch verbessert werden, aber beide Redner zeigen spürbare Leidenschaft für ihr Thema und erzielen gerade durch den Einsatz vieler Bilder (ganz ohne Text) einen sehr emotionalen Zugang zu ihrem Thema.

Links zu dem Artikel
Wikipedia-Artikel über Bangkok
Die durstige Megastadt – Berliner Zeitung über Wasserprobleme in Mexiko-City
Mehr TED-Präsentationen zum Schwerpunkt The Power of Cities
Mehr TED-Präsentationen zum Thema A Greener Future?
Zahlen oder Bilder? – Zahlen emotional visualisieren
Weitere Vorher-Nachher-Vergleiche

[Fotos: Woman with Child Collecting Water von hdptcar@flickr.com unter CC-BY lizenziert,
Hot Raw Sewage von Stuck In Customs@flickr.com unter CC-BY-NC-SA lizenziert,
Assumption University Bangkok von 3dom@flickr.com unter CC-BY-NC lizenziert,
Baiyoke Bangkok von GAry.Photography@flickr.com unter CC-BY-NC-ND lizenziert]

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Dr. Michael Gerharz

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